Kommentar Die Commerzbank ist verwundbar

Die Nervosität beim Management der Bank dürfte derzeit groß sein.
Das Coronavirus hat die Commerzbank infiziert: Am Donnerstag fiel die Aktie auf ein neues Rekordtief von 4,63 Euro. Am Freitag ging es mit dem allgemeinen Ausverkauf an der Börse weiter nach unten. Die Anleger sorgen sich, dass die Bank stärker von der Epidemie getroffen wird als noch vor wenigen Wochen gedacht.
Die Sorgen sind berechtigt. Die Commerzbank ist verwundbar. Denn das größte Risiko für die Banken besteht derzeit darin, dass Unternehmen wegen der Coronakrise in Schieflage oder gar Existenznot geraten. Weil der Personen- und Warenverkehr in vielen Ländern eingeschränkt ist, sind Lieferketten unterbrochen, oder die Kunden bleiben weg.
Das könnte gerade kleine und mittelständische Firmen als Erstes treffen, die keine allzu großen Reserven haben, wenn ihnen das Geschäft wegbricht. Ob und wie ihnen eventuell mit Liquiditätshilfen unter die Arme gegriffen wird, ist derzeit völlig offen. Und genau diese Firmen sind die wichtigste Klientel der Commerzbank.
Bislang gab sich das Geldhaus in Sachen Kreditausfälle entspannt. Die Risiken im Kreditbuch wurden als überschaubar eingestuft. Die internen Risiko-Manager schauten vor allem auf die Autozulieferer, von denen nicht alle für das Elektro-Zeitalter gerüstet sind. Insgesamt war eine leichte Steigerung der Kreditausfälle wegen des ohnehin absehbaren Konjunkturabschwungs in Deutschland schon eingepreist.
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Mögliche Auswirkungen von Corona klammerte Vorstandschef Martin Zielke aus, als er Mitte Februar erklärte, die Commerzbank fühle sich in ihrem Jubiläumsjahr gut gerüstet, erneut schwarze Zahlen abzuliefern. Das Jahr sei gut angelaufen.
Seither ist viel passiert. Das Coronavirus breitet sich nicht mehr nur in Asien, sondern auch in Europa und den USA rasant aus. Immer mehr Ökonomen warnen inzwischen, man sollte den wirtschaftlichen Schock nicht unterschätzen. Es drohe eine Abwärtsspirale aus sinkendem Konsum und sinkenden Investitionen – mit entsprechenden Folgen für die Beschäftigung. Es werde lange dauern, bis sich eine nachhaltige Erholung einstelle.
Nicht alle Firmen werden den nötigen langen Atem dafür haben. Und die Commerzbank hat ihn vermutlich auch nicht. Die Bank durchläuft gerade wieder ein Sparprogramm. Der Druck durch die anhaltend niedrigen Zinsen ist schon groß genug. Jetzt steigen auch noch die Risiken im Kreditbuch.
Die Nervosität beim Management dürfte groß sein. Corona ist zur echten Belastungsprobe für die Commerzbank geworden.
Mehr: Erfahren Sie hier, wie die Banken den Notfallmodus vorbereiten.
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