Kommentar Die Condor-Übernahme ist politisch motiviert – und birgt deshalb Risiken

Die polnische LOT übernimmt den Ferienflieger.
Wer hätte das gedacht: Condor-CEO Ralf Teckentrup, einer der erfahrensten Luftfahrtmanager in Deutschland, wird Chef einer Staats-Airline. Auf diese kurze Formel lässt sich die Übernahme von Condor durch die staatliche polnische LOT bringen.
Die nun gefundene Lösung für die durch die Pleite von Thomas Cook in Schieflage geratene Condor wird viele in der Branche überrascht haben. Tatsächlich gibt es für diesen Deal aber einige gute Argumente.
Das erste: Condor landet bei einer Airline, nicht bei einem Finanzinvestor. Nicht nur für die Mitarbeiter ist das erst einmal eine gute Nachricht. Auch die Partner von Condor, die Reiseveranstalter, dürften aufatmen. Es steigt jemand ein, der etwas vom Fliegen versteht, der nicht auf einen schnellen und lukrativen Wiederausstieg erpicht ist.
Das zweite Argument: Lot ist eine europäische Fluggesellschaft. All die strengen Vorschriften, etwa bezüglich der Verkehrsrechte, die bei einem Einstieg nicht-europäischer Investoren eine Hürde dargestellt hätten, entfallen. Eine europäische Airline übernimmt eine andere aus Europa. Das ist Konsolidierung, wie sie eigentlich idealerweise stattfinden sollte.
Dennoch gibt die Lösung auch Anlass zur Sorge. Denn sie ist letztlich politisch motiviert. Die polnische Regierung stellt die Mittel zur Verfügung, um den eigenen nationalen Anbieter zu stärken, um ihm die Expansion jenseits der polnischen Grenzen zu ermöglichen.
Erinnerungen an den Einstieg von Etihad bei Air Berlin kommen auf. Der endete im Desaster, wie allgemein bekannt ist. Politisch getriebene Wachstumsgelüste sind in den seltensten Fällen nachhaltig. Sie scheitern in der Regel, gerade in der wettbewerbsintensiven Luftfahrt.
Man kann Condor nur viel Glück wünschen und dem neuen Eigener die Weisheit, den Neuerwerb an der langen Leine zu lassen. Das Team um Condor-Chef Teckentrup weiß sehr gut, wie die Ferien-Fliegerei funktioniert. Darauf darf man getrost vertrauen.
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