Kommentar Die Coronakrise bringt bei den Zukäufen von Unternehmen einen heißen Herbst

Auch der Rückversicherer schaut sich nach Zukäufen um.
München Sommer und Reisezeit waren bislang nicht als Phase bekannt, in der besonders auffällige Unternehmensmeldungen an die Öffentlichkeit drängten. Der milliardenschwere Zukauf des kalifornischen Krebstherapie-Spezialisten Varian durch die Siemens-Medizintechniksparte Healthineers bestätigt, dass in Coronazeiten vieles anders ist.
Schon jetzt können sich Anleger darauf einstellen, dass bis zum Jahresende noch etliche weitere prominente Zusammenschlüsse folgen werden. Quer über alle Branchen überdenken Unternehmen derzeit ihr Geschäftsmodell. Sie suchen nach Möglichkeiten der Optimierung und sehen diese vermehrt in einem Zusammengehen mit einem Wettbewerber oder einem Großkonzern, für den man selbst die gewünschte Erweiterung des Geschäftsmodells bietet.
Dabei ist die Käuferseite durchaus bereit, größer zu denken und dafür Summen zu investieren, bei denen früher Zurückhaltung dominiert hätte. Healthineers ist das aktuelle Beispiel. Und selbst die Munich Re, bislang gänzlich unverdächtig gegenüber wilden Strategien, cancelt plötzlich ihr traditionsreiches Aktienrückkaufprogramm und will sich finanzielle Freiräume lassen „für mögliche organische und anorganische Geschäftsopportunitäten“. Etwas weltlicher formuliert heißt das nichts anderes, als dass auch dort nach Zukäufen Ausschau gehalten wird.
Für Anleger sind das alles spannende Zeiten. Bekanntlich birgt jeder Zukauf so hohe Chancen wie Risiken. Er kann dazu führen, dass ein Unternehmen sich langfristig völlig neue Perspektiven eröffnet – oder Milliarden in den Sand setzt. An der Börse ändert sich die Marktkapitalisierung, auch für die öffentliche Aufmerksamkeit und das Handelsvolumen ist ein Zusammenschluss in der Regel nützlich.
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Das finanzielle Wagnis ist zumindest im Moment so überschaubar wie lange nicht mehr. Viele Unternehmen haben in wirtschaftlich guten Zeiten solide gewirtschaftet, die Kassen sind gefüllt. Auch Refinanzierungen sind zu günstigen Konditionen möglich.
So könnte ein Geldfluss in Gang kommen, der lange nicht denkbar war, weil viele Unternehmen keine Notwendigkeit dazu sahen. Die nächsten Monate lassen so viele spannende Nachrichten erwarten.
Mehr: „Zeitpunkt überrascht uns“ – so reagieren Analysten und Börse auf den Siemens-Megazukauf.
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