Kommentar Die eigentliche Herausforderung steht AMS und Osram noch bevor

Gerade in schweren Zeiten ist es gut für den Standort Europa, künftig einen Hightech-Konzern zu beheimaten.
Die Kapitalerhöhung des Sensorikunternehmens AMS zur Übernahme des wesentlich größeren Lichttechnikkonzerns Osram stand bis zuletzt auf des Messers Schneide. Nicht einmal zwei Drittel der Aktien fanden tatsächlich Abnehmer an der Züricher Börse.
Daher mussten die beiden Investmentbanken HSBC und UBS einspringen, damit den Österreichern ihr Akrobatenstück am internationalen Kapitalmarkt gelingen konnte. Mit der Transaktion kann AMS nun ein Drittel des Kaufpreises von insgesamt 4,6 Milliarden Euro für die Übernahme von Osram finanzieren. Wenn die Wettbewerbsbehörden bis zum Frühsommer zustimmen, steht einer Fusion der Konzerne aus München und dem steirischen Premstätten nichts mehr im Weg.
Doch die eigentliche Herausforderung kommt für AMS und Osram erst danach. Durch die Coronakrise bleibt in der Industrie weltweit kein Stein auf dem anderen. Wichtige Abnehmer der Produkte, von der Automobilindustrie bis zu einem Handyhersteller wie Apple, leiden unter dem Shutdown ihrer wichtigsten Abnehmermärkte in Europa, Nordamerika und Teilen Asiens und unter den unterbrochenen Lieferketten weltweit.
Ob AMS mit der milliardenschweren Übernahme von Osram eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte schreiben kann, ist nicht ausgemacht. Der Aktienabsturz an den Börsen und die beinahe gescheiterte Kapitalerhöhung sind Ausdruck einer extremen Unsicherheit in den Märkten. Hinzu kommt, dass die beiden Unternehmen sehr unterschiedlich sind.
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Es wird sehr viel Energie, Mut und Verständnis des Managements brauchen, einen homogenen, schlagfertigen Konzern zu schaffen. Es wird auch Märkte nach der Coronakrise geben. Fundamental betrachtet macht die Fusion von AMS und Osram daher sehr viel Sinn.
Und gerade in schweren Zeiten ist es gut für den Standort Europa, künftig einen Hightech-Konzern zu beheimaten, der bei der digitalen Revolution mit Innovationen und Produkten an vorderster Stelle mitspielt.
Mehr: AMS hat mit einer Kapitalerhöhung das für die Osram-Übernahme benötigte Geld eingesammelt.
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