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KommentarDie EZB ist am Ziel – doch nun ist Vorsicht geboten

Die niedrige Inflation von 1,6 Prozent lässt der Notenbank viel Spielraum. Sie sollte aber ihren Kurs der ruhigen Zinspolitik fortsetzen, auch wenn die Versuchung nach mehr Tempo groß ist.Frank Wiebe 30.09.2024 - 16:31 Uhr aktualisiert
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EZB-Präsidentin Christine Lagarde: Der Preisdruck lässt nach. Foto: IMAGO/Panama Pictures

Eine Inflation von 1,6 Prozent: Wer hätte vor einem Jahr erwartet, dass diese Größenordnung jetzt in greifbare Nähe rückt? Die sogenannte letzte Meile bei der Inflationsbekämpfung, das ist immer wieder beschworen worden, gilt aus zwei Gründen als besonders schwierig.

Zum einen möchte eine Notenbank die Wirtschaft nicht unnötig mit hohen Zinsen einschnüren. Zum anderen ist der Albtraum aller Geldpolitiker ein Szenario, bei dem die Inflation mit Wucht zurückkommt, weil die Notenbank die Zinsen zu früh oder zu stark gesenkt hat.

» Lesen Sie auch: Nach der Inflation kommt das nächste Problem der EZB

Mit einer deutschen Inflationsrate von 1,6 Prozent, die deutlich unter dem anvisierten Punkt von 2,0 Prozent liegt, ist die Europäische Zentralbank (EZB) am Ziel. Denn die Zahlen für andere große Euro-Länder sehen ganz ähnlich aus. Am Dienstag werden die offiziellen Zahlen für den Euro-Raum nach aller Voraussicht den Trend in Deutschland bestätigen.

Auch wenn die Euphorie nun groß ist. Die EZB sollte weiter auf eine ruhige Geldpolitik setzen. Der Blick auf die Details zeigt: Die Absenkung der Inflation ist vor allem auf die gesunkenen Energiepreise zurückzuführen. Aber genau diese Preise haben ja zuvor ganz wesentlich die Inflation hochgetrieben, als indirekte Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine. Es ist eben nicht immer möglich, die Preisentwicklung unabhängig vom politischen und wirtschaftlichen Umfeld genau auf Kurs zu halten.

Vorsicht vor den Forderungen, die jetzt bald kommen dürften

Preise, das wird oft übersehen, haben eine wichtige Signalfunktion, und wenn mit der Energie und Lieferengpässen das Angebot an vielen Märkten knapp wird, dann müssen sie das ebenso anzeigen wie jetzt eine entsprechende Entspannung.

Der abrupte Anstieg der Preise nach Covid und Krieg war kein Fehler der Notenbanken, auch keine Nachwirkung der zuvor lange lockeren Geldpolitik. Vielleicht hätten die EZB und die Fed in den USA etwas schneller auf den Preisanstieg reagieren sollen – aber viel geändert hätte das nicht. Das Absinken der Inflation ist umgekehrt vielleicht auch etwas weniger ein Erfolg der Notenbanken, als sie sich selber gerne zuschreiben würden.

Möglicherweise kommen nun Stimmen, die beherztere Zinssenkungen verlangen, um die akut zu spürende wirtschaftliche Schwäche zu bekämpfen. Es liegt eine gewisse Ironie darin, dass gerade Deutschland, wo mehr als irgendwo sonst vor Inflation und zu lockerer Geldpolitik gewarnt wird, jetzt schnellere Zinssenkungen gebrauchen könnte.

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Aber die binnenwirtschaftliche Inflation ist auch in Deutschland noch zu hoch, außerdem macht die EZB Geldpolitik für die gesamte Euro-Zone. Deswegen bleibt es richtig, die Geldpolitik in kleinen Schritten zu lockern.

Mehr: Nächste Zinssenkung wird dringlicher – vor allem für Deutschlands Wirtschaft

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