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Kommentar Die Fed steht vor einer schwierigen Phase – Biden sollte weiter auf Powell setzen

Die US-Notenbank rückt einer Wende in der Geldpolitik näher. US-Präsident Biden sollte Fed-Chef Powell für eine weitere Amtszeit wiederernennen, um diesen Prozess zu gestalten.
28.08.2021 Update: 29.08.2021 - 00:57 Uhr Kommentieren
Erst 2022 will die Fed damit beginnen, ihre Anleiheankäufe zurückzufahren. Quelle: Reuters
Fed-Chef Jerome Powell

Erst 2022 will die Fed damit beginnen, ihre Anleiheankäufe zurückzufahren.

(Foto: Reuters)

Frankfurt US-Notenbankchef Jerome Powell hat mit seiner Rede auf der Jackson Hole-Konferenz ein weiteres Signal für ein baldiges Auslaufen der Anleihekäufe in den USA gegeben. Damit rückt die Wende in der Geldpolitik dort näher.

Wer die US-Notenbank (Fed) durch diese Phase führen soll, ist noch offen. Die Amtszeit von Powell läuft nächstes Jahr im Februar aus. US-Präsident Joe Biden hat noch nicht entschieden, ob er ihn für weitere vier Jahre nominiert oder auf eine andere Person im wichtigsten Amt für das globale Finanzsystem setzt. Die Personalie ist aktuell noch wichtiger als ohnehin, weil die Fed vor besonders kontroversen Entscheidungen steht.

Das zeigt sich bereits daran, dass die Positionen der Notenbanker über das weitere Vorgehen nun stärker auseinandergehen. In der Krise war für alle klar, welche Richtung die Fed einschlagen musste. Ihre Mitglieder entschieden meist mit großer Mehrheit.

Seit die US-Wirtschaft aber wieder kräftig wächst, die Inflation hochgeschossen ist und die Märkte immer neue Rekord erreichen, ist die Situation viel komplizierter geworden. Dadurch spielen unterschiedliche geldpolitische Orientierungen eine größere Rolle. Es geht viel stärker darum, wie der oder die Einzelne verschiedene Risiken abwägt.

Kontroverse um die Inflation

Das gilt vor allem für die Inflation. Natürlich hängt ein Teil des aktuellen Preisanstiegs mit vorübergehenden Faktoren zusammen. Dass sich Preise für Flugreisen oder Hotelübernachtungen deutlich verteuert haben, liegt daran, dass sie zu Beginn der Pandemie eingebrochen waren. Auch der hohe Preisanstieg für Autos und Gebrauchtwagen lässt sich darauf zurückführen, dass viele Autohersteller wegen des Chipmangels ihre Produktion nicht hochfahren können.

Richtig ist aber auch, dass die Fed mit ihren Inflationsprognosen für dieses Jahr weit daneben lag – und den starken Anstieg nicht vorhergesehen hat. Die Situation in den USA ist anders als in Europa, weil dort die Regierung die Wirtschaft in viel größerem Umfang stützt, dadurch sind die Inflationsgefahren größer. So sind auch Immobilienpreise und Mieten deutlich gestiegen. Diese Preisanstiege dürften länger anhalten, denn sie lassen sich nicht durch eine kurzfristige Anhebung des Angebots bremsen. Zudem sprechen die zuletzt hohen Lohnzuwächse für länger anhaltende hohe Inflationsraten.

Auch die Debatte über die Lage am Arbeitsmarkt dürfte nun deutlich kontroverser werden. Die Arbeitslosenquote in den USA ist mit zuletzt 5,4 Prozent im Juli bereits recht niedrig. Darin sind aber viele Menschen gar nicht erfasst, weil sie schon länger arbeitslos sind und nicht mehr aktiv nach Arbeit suchen. Einige Ökonomen sind daher überzeugt, dass die Fed ihre Geldpolitik noch deutlich länger sehr lockerlassen sollte.

Ein Wechsel wäre riskant

In den kommenden vier Jahren steht die Fed also vor besonders kontroversen Debatten. Wer ist am besten geeignet, um sie durch diese Phase zu führen? US-Präsident Joe Biden wäre gut beraten, weiter auf Amtsinhaber Jerome Powell zu setzen.

Er hat seine politische Unabhängigkeit bewiesen. Seine wichtigste Leistung bestand darin, dass er den Angriffen von Bidens Amtsvorgänger Trump auf die Fed widerstanden hat und ihre Unabhängigkeit verteidigte. Trump wollte niedrige Zinsen, aber Powell folgte ihm nicht wie gewünscht.

Außerdem hat sich Powell geldpolitisch bisher keine gravierenden Fehler zuschulden kommen lassen. Und er hat gezeigt, dass er zu schnellen Kurskorrekturen bereit ist, wenn sich die wirtschaftlichen Bedingungen ändern. Nach seinem Amtsantritt 2018 erhöhte er die Zinsen, änderte dann aber die Richtung als sich die Inflation 2019 abschwächte. Zu Beginn der Pandemie senkte er die Zinsen auf nahe null und leitete massive Käufe von Vermögenswerten ein, um die Märkte zu stabilisieren. Ein solcher Pragmatismus ist im aktuellen Umfeld großer Unsicherheit gefragt.

Angesichts der gestiegenen Inflation wäre ein Wechsel an der Fed-Spitze riskant. Andere Anwärter als Powell, wie Fed-Gouverneurin Lael Brainard, die der Demokratischen Partei angehört, haben den Ruf, dass sie für eine noch lockerere Geldpolitik stehen. Würde Powell, der als Republikaner gilt, durch Brainard ersetzt, könnte dies als Zeichen aufgefasst werden, dass die Fed künftig eine höhere Inflation in Kauf nimmt. Zudem wäre dies ein deutliches Signal für eine stärkere politische Einflussnahme auf die Fed.

Powell dagegen hat viel Zeit verwendet, um Kontakte zu beiden Seiten des politischen Lagers zu knüpfen. Er ist daher die beste Wahl, um zu verhindern, dass die extreme Polarisierung in der amerikanischen Politik auf die Notenbank übergreift. Mit ihm hat die Fed die besten Chancen, die Phase des Ausstiegs aus der lockeren Geldpolitik gut zu bewältigen.

Mehr: Es ist Zeit für die Wende in der Geldpolitik

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