Kommentar Die Finanzpolitik des Bundes ist peinlich

Der Bund muss sich überlegen, wie trotz Schuldenbremse wichtige Investitionen gelingen können.
Die Wahnsinnszahlen sind schon so alltäglich geworden, dass sie kaum noch wahrgenommen werden. Daher noch einmal zur Vergegenwärtigung: Vor wenigen Tagen gab das Statistische Bundesamt den Haushaltsüberschuss Deutschlands für 2019 bekannt. Es waren 50 Milliarden Euro, erzielt in einem mauen Jahr, in dem die Wirtschaft nur knapp einer Rezession entronnen ist. Die Finanzkonstitution des Staates, so scheint es, ist in allerbester Verfassung.
Angesichts solcher Überschüsse werden es viele Wähler nicht nachvollziehen können, warum dennoch der Ruf nach neuen Schulden immer lauter wird. Wenn der Staat in diesen Zeiten nicht mit seinem Geld auskommt, wann dann? Und wenn Milliarden wegen Planungsengpässen nicht abfließen, was bringen da neue Schulden?
Diese Fragen sind verständlich, dennoch ist die Debatte über die Schuldenbremse überfällig. Denn sie richtet den Blick auf zukunftsweisende Fragen, um die sich das Land viel zu lange herumgedrückt hat: Investiert der Staat genug? Wenn nicht, sollte er dann für nötige Investitionen in Digitalisierung, Bildung oder den Kampf gegen den Klimawandel Schulden machen? Die Antwort muss grundsätzlich niemandem Angst einjagen.
So wie ein Hauskäufer eine Immobilie über einen Kredit finanziert, so darf sich auch der Staat für seine Investitionen Geld leihen. Das ist sogar fair. Denn wenn künftige Generationen von heutigen Investitionen profitieren, sollten sie auch einen Teil der Lasten tragen.
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Was den Wählern Sorgen machen sollte, sind nicht Schulden an sich, sondern die Art, wie fahrlässig und selbstgerecht die Politik mit den aktuellen Überschüssen und der Schuldenbremse als Verfassungsregel umgeht. So will Finanzminister Scholz für die Entschuldung von Kommunen die Schuldenregel mal eben aussetzen.
Die Achtung vor der Verfassung hört für ihn offenbar dort auf, wo sie eigenen Plänen im Wege steht. Ähnlich verhält es sich mit den in Ministerien, Parteien und Hochschulen erarbeiteten Konzepten, wie man die Schuldenbremse am schlauesten umschiffen kann. Wenn höhere Investitionen so notwendig sind, wie alle beteuern, sollten sich auch Mehrheiten finden lassen, die Schuldenbremse zu modifizieren, ohne sie mittels irgendwelcher Finanzkonstrukte de facto auszusetzen.
Wie dringend jedenfalls auch in Zukunft eine verbindliche Schuldenregel gebraucht wird, zeigt eine neue Analyse des Finanzministeriums. Danach sind die mittelfristigen Haushaltslücken unter der Großen Koalition aufgrund der gestiegenen Sozialausgaben größer geworden. In Zeiten von Dauerwachstum, Rekordbeschäftigung und Überschüssen die Staatsfinanzen noch weniger nachhaltig aufgestellt zu haben ist schon eine bemerkenswert peinliche Leistung für eine Regierung.
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Es ist an der Zeit, im Höchststeuerland Deutschland die Steuern zu senken.
Sinnvoll wäre es auch, die Steuern internationalen Regelungen anzupassen. So wird die Erbschafts- und Schenkungssteuer für Ehepartner und Kinder international äußerst selten erhoben. Keine Erbschafts- und Schenkungssteuer für Ehepartner bzw. Kinder gelten beispielsweise in:
Bulgarien
Dänemark
Estland
Griechenland (1-10%)
Irland
Italien (4%)
Lettland
Litauen
Luxemburg
Malta
Österreich (2008 abgeschafft)
Polen
Rumänien
Schweden
Slowakei
Tschechien
UK
Zypern
Island
Lichtenstein
Norwegen (2014 abgeschafft)
Ägypten
Australien
Indien
Israel
Kanada
Neuseeland
Russland (2006 abgeschafft)
Schweiz (Kantonabhängig)
Singapur
Türkei
China
Die Erbschafts- und Schenkungssteuer ist auch ein wichtiger Grund für den Millionärsexodus aus Deutschland heraus. Zusätzlich zu den Vermögen verliert Deutschland dadurch auch Unternehmen und damit verbundene sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.
Wer einmal das Höchststeuerland Deutschland verlassen hat, der kehrt nicht mehr zurück. Zurück kehren nur gescheiterte Glücksritter, die einen Platz in der sozialen Hängematte suchen.
Kein halbwegs gut geführter Staat würde in unserer Situation neue Schulden machen! Bevor wir weiter das Steuergeld unserer Bürger mit der Gießkanne verteilen, bedarf es einer effizienteren Struktur / Organization des Staates. Ich bin überzeugt, dass wir mit den gleichen Investitionen locker 50% mehr realisieren könnten. Dazu fehlt uns leider die Qualität in der Struktur.
Prinzipiell stimme ich dem Artikel zu. Allerdings sollte man Schulden nur für sinnvolle und durchdachte Investitionen machen. Im Moment bin ich ganz froh, dass keine Schulden gemacht werden, um die mit heißer Nadel gestrickten ideologischen Phantasieprojekt wie die Energiewende/Atomausstieg zu finanzieren. Vielleicht baut Deutschland erstmal einen Flughafen und einen Bahnhof. Wenn das dann zügig und ohne Pannen geklappt hat, denken wir wieder über Investitionen auf Pump nach.