Kommentar Die Fracking-Unternehmen sind schuld an ihrem eigenen Niedergang

Mit ihrem Förderwahn haben die Unternehmen den Markt überflutet, den sie selbst bedienten.
Das Fracking scheint vor seinem Ende zu stehen. Diese Woche hat sich auch Schlumberger, der weltgrößte Dienstleister der Ölbranche, aus dem nordamerikanischen Schiefergasgeschäft zurückgezogen und seine Aktivitäten verkauft. Ein Signal, dass die umstrittene Fördertechnologie vor dem Aus steht.
Umweltschützer dürften angesichts dieser Lage jubeln. Sie kritisieren schon lange die Fördertechnik, bei der ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in ölhaltiges Schiefergestein gepresst wird, um es aufzusprengen und das Öl oder Gas abzupumpen. In Deutschland ist diese Technologie verboten.
Doch es sind nicht die Umweltschützer, die dem Fracking ein Ende bereiten. Es ist vor allem der niedrige Ölpreis, der dafür sorgt, dass sich immer mehr Unternehmen aus der Fördertechnik zurückziehen. Die Fracking-Firmen selbst sind zu einem guten Teil mit dafür verantwortlich, dass Öl am Weltmarkt so billig zu haben ist.
Sie hatten mit milliardenschweren Investitionen in den Markt gedrängt, angefeuert von US-Politikern, die so energiepolitische Unabhängigkeit erreichen wollten. Und tatsächlich: Im Dezember 2018 haben die USA zum ersten Mal seit 70 Jahren mehr Öl exportiert als importiert.
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Doch mit ihrem Förderwahn haben die Unternehmen den Markt überflutet, den sie selbst bedienten. Hinzu kamen dieses Jahr die Coronakrise, die die Nachfrage nach Rohöl abstürzen ließ, und die anderen Ölstaaten, die ihre Förderung nicht drosselten. Da die Fracking-Technologie sehr teuer ist, lohnt sie sich nur, wenn die Unternehmen am Markt einen hohen Preis erzielen können. Doch mit dem niedrigen Ölpreis fielen die Margen ins Negative.
Auch Obama regulierte Fracking kaum
Mittlerweile dienen Öltanker in den USA als Ölspeicher, weil die Konzerne schon nicht mehr wissen wohin mit dem Rohstoff. Dutzende Fracking-Unternehmen haben bereits Gläubigerschutz angemeldet, darunter auch der Branchenpionier Chesapeake Energy.
Für die Umwelt ist die Krise des Frackings eine gute Nachricht. Politisch gibt es jedoch keinen Grund zu frohlocken – auch nicht für die Demokraten.
Sie stellen sich zwar heute gern als Umwelt- und Klimaschützer hin. Doch auch unter US-Präsident Barack Obama und seinem Vizepräsidenten Joe Biden galt das Fracking als Allheilmittel für geplagte Autofahrer und auf Unabhängigkeit bedachte Außenpolitiker. Obama nannte die Technologie „awesome“ und ließ sie nur sanft regulieren. Sein Amtsnachfolger Donald Trump ging noch weiter und ließ Fracking auch auf staatlichem Boden und in Gebieten der Ureinwohner zu.
Präsidentschaftskandidat Biden sagte diese Woche im Wahlkampf, dass er Fracking nicht verbieten werde. Aber das muss er vielleicht auch gar nicht. Dafür sorgt gerade der Markt.
Mehr: Der gescheiterte Präsident – Droht Amerika der Abstieg?
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Sehr geehrte Frau Kort,
"Schlumberger, ... aus dem nordamerikanischen Schiefergasgeschäft zurückgezogen und seine Aktivitäten verkauft."
Schlumberger hat verkauft - ein anderer hat das Business gekauft - vermutlich um es weiterzuführen.
Woher ziehen Sie den Schluss, dass das Schiefergasgeschäft eingestellt wird ?