Kommentar Die Impfverweigerung seines Volkes ist eine Ohrfeige für den Kremlchef

Das Corona-Krisenmanagement des russischen Präsidenten ist ein Desaster.
Wladimir Putin sei in seinem Volk so beliebt. Das verbreiten auch im Westen Politiker immer wieder, die damit rechtfertigen, dass man der Politik des Kremlherrn nicht entschlossen entgegentreten könne, ohne das russische Volk gegen sich aufzubringen.
Aber die Coronakrise zeigt deutlich: Der Großteil der Russen traut seiner Führung nicht. Nur 12,5 Prozent haben sich trotz dringender Appelle Putins gegen Corona impfen lassen. Die Folge: Russland erlebt täglich neue Höchststände bei Covid-Infizierten und -Toten.
Und zwar sogar seit Ausbruch der Pandemie Anfang vorigen Jahres, nicht erst seit Herbst wie in anderen Ländern. Putins Krisenmanagement ist ein Desaster. Und die Impfverweigerung seines Volkes ist wie eine Ohrfeige für den Staatschef und dessen Politik.
Denn sie demonstriert das Misstrauen des russischen Volks gegen seine Führung. Immer wieder hatte Putin beschworen, Russland habe mit „Sputnik V“ nicht nur das erste weltweit zugelassene Corona-Vakzin, sondern auch den besten aller Impfstoffe.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Allein: Den Russen fehlt der Glaube daran. Und zwar zu Recht.
Verlässlich Studiendaten zu Sputnik V fehlen bis heute
Denn bis heute haben die Weltgesundheitsorganisation WHO und die EU-Arzneimittelbehörde Ema „Sputnik“ nicht zugelassen – verlässliche Daten aus Studien fehlen noch immer. Das schreckt auch viele Russen ab, denn sie vertrauen europäischen Einrichtungen mehr als heimischen.
Mit der Knute will „Zar Wladimir“ jetzt mittels Zwangsimpfungen eine Katastrophe abwenden. Denn im September sind die wichtigen Duma- und einige Regionalwahlen. Die Stimmung ist schon jetzt angespannt. Da dürfen Bilder von überfüllten Krankenhäusern, erneute Meldungen über Hunderte tote Ärztinnen und Pfleger nicht noch hinzukommen.
Denn das Zutrauen zu den immer öfter als korrupt entlarvten Mandatsträgern der Kremlpartei „Einheitliches Russland“ ist ohnehin gering, die Bürokratie in den Weiten des Reichs so berühmt und berüchtigt wie verhasst. Und immer öfter erweist sie sich eben auch als unfähig.
Putin ist Opfer der eigenen Propaganda
Putin wollte mit „Sputnik“ in der voranschreitenden Spaltung der Welt in West und Ost punkten. Die Coronakrise wurde von ihm zum Wettrennen und zur Systemkonkurrenz gemacht, gezielte Desinformationskampagnen gegen westliche Impfstoffe inklusive.
Jetzt wird Putin zum Opfer der eigenen Propaganda. Denn die Propaganda gegen Astra-Zeneca, Biontech und andere hat auch der russischen Impfbereitschaft geschadet, das Vertrauen unterminiert.
Putin hat seinem Land wieder einmal den für Russland so sprichwörtlichen Bärendienst erwiesen.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
@Herr Checker Joe:
Sehe ich auch so - der Artikel wirkt wie Russland Bashing!
"Die Impfverweigerung seines Volkes ist eine Ohrfeige für den Kremlchef"
Wie kann man von Impfverweigerung sprechen, wenn nicht genügend Impfdosen produziert werden können? Erst nach dem vollständigen Angebot an JEDEM erkennt man, ob es Impfverweigerung gibt.
In Deutschland bin ich mir absolut sicher, da rede ich mit vielen Menschen, die mir erklären, dass sie sich NICHT impfen lassen werden. Allerdings vermute ich, dass sie sich alleine wegen den Restriktionen impfen lassen werden.
Ich mag kein Russen-Bashing. In wieweit das denn wirklich alles so desaströs sein soll, wird sich sicherlich noch zeigen - gehypte Reißer-Überschriften als Interpretations-Injektion lass ich bewusst mal an mir vorbei ziehen...