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KommentarDie Industrie erlebt einen Herbst der Desillusionierung

Kaum ein Unternehmensvertreter glaubt noch an schnelle Hilfe durch die Bundesregierung. Das ist ernüchternd – aber vielleicht auch ein heilsamer Weckruf.Catiana Krapp 22.10.2025 - 11:25 Uhr
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Stahlstandort in Deutschland: Die Industrie muss harte Realitäten anerkennen. Foto: imago/Jochen Tack

Es ist, als würde Deutschlands Industrie gerade kollektiv die Hoffnung aufgeben. Chemieanlagen stellen nach Jahren der Unterauslastung final den Betrieb ein. Und auf eine Mittelständler-Umfrage dazu, ob der von Kanzler Merz angekündigte „Herbst der Reformen“ nun komme, antworteten 80 Prozent mit „nein“.

So schmerzhaft diese Entwicklung für viele im Land ist, so befreiend kann sie auch sein. Das vergangene Jahr war – auch wahlkampfbedingt – geprägt von leeren politischen Versprechen. Diese Versprechen lauteten in etwa: Nach dem Ende der Ampel-Koalition ziehen die Regierenden an einem Strang. Und: Energie wird billiger. Oder auch: Die Klimaauflagen werden entschärft, ohne die Klimaziele zu gefährden.

Schön wär’s, wenn diese Versprechen stimmten. Aber unternehmerische Strategieentscheidungen sind stabiler, wenn sie auf Realitäten fußen, als auf trügerischen Hoffnungen.

Die Realitäten lauten wie folgt:

    Zu einer grundlegenden Transformation gehört in einer Demokratie auch politischer Streit. Mit schnellen Reformentscheidungen, die dann nie wieder angefochten werden, ist deshalb auf absehbare Zeit nicht zu rechnen.Energie kann nicht billiger werden, solange Deutschland neue Infrastruktur aufbaut, während die alte noch nicht abgeschrieben ist. Neben alten Kohlekraftwerken sollen neue Gaskraftwerke entstehen, neben alten Gasleitungen neue Wasserstoffleitungen und neben alten Erdgaspipelines neue Flüssiggasterminals. All das hat gute Gründe. Aber diese Entwicklungen lassen sich nicht mal eben wegsubventionieren.Klimaauflagen werden ab jetzt immer belastender für alle, die nicht dekarbonisieren. Denn wenn der CO₂‑Ausstoß weiter sinken muss, wird es zwangsläufig teurer, CO₂ auszustoßen. Die einzige realistische Option, um das zu verhindern, wäre, die Klimaziele per Grundgesetzänderung aufzugeben. Aber das will derzeit keine demokratische Partei.

All das heißt nicht, dass die Bundesregierung nichts verbessern kann. Beispielsweise könnten Zukunftstechnologien viel gezielter und pragmatischer gefördert werden. Übermäßig misstrauische und ideologische Förderbedingungen sind hier genauso schädlich wie eine vollkommen bedingungslose Technologieoffenheit und Subventionen mit der Gießkanne.

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