Kommentar: Die Industrie erlebt einen Herbst der Desillusionierung


Es ist, als würde Deutschlands Industrie gerade kollektiv die Hoffnung aufgeben. Chemieanlagen stellen nach Jahren der Unterauslastung final den Betrieb ein. Und auf eine Mittelständler-Umfrage dazu, ob der von Kanzler Merz angekündigte „Herbst der Reformen“ nun komme, antworteten 80 Prozent mit „nein“.
So schmerzhaft diese Entwicklung für viele im Land ist, so befreiend kann sie auch sein. Das vergangene Jahr war – auch wahlkampfbedingt – geprägt von leeren politischen Versprechen. Diese Versprechen lauteten in etwa: Nach dem Ende der Ampel-Koalition ziehen die Regierenden an einem Strang. Und: Energie wird billiger. Oder auch: Die Klimaauflagen werden entschärft, ohne die Klimaziele zu gefährden.
Schön wär’s, wenn diese Versprechen stimmten. Aber unternehmerische Strategieentscheidungen sind stabiler, wenn sie auf Realitäten fußen, als auf trügerischen Hoffnungen.
Die Realitäten lauten wie folgt:
All das heißt nicht, dass die Bundesregierung nichts verbessern kann. Beispielsweise könnten Zukunftstechnologien viel gezielter und pragmatischer gefördert werden. Übermäßig misstrauische und ideologische Förderbedingungen sind hier genauso schädlich wie eine vollkommen bedingungslose Technologieoffenheit und Subventionen mit der Gießkanne.





