Kommentar Die italienische Regierung muss transparent bleiben

Die Gesundheit hat in Italien oberste Priorität, das betont jeder Politiker.
Natürlich steht der Schutz der Menschen an allererster Stelle. Das gilt besonders für die Industrieregionen Lombardei und Venetien, wo die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten und auch der Toten weiter steigt. Längst hat Italien China überholt. Die Gesundheit hat oberste Priorität, das betont jeder Politiker.
Deshalb geht die drastische Ausgangssperre in Italien nun auch schon in die dritte Woche. Kontakte müssen vermieden werden, um jeden Preis. Kaum einer hätte gedacht, dass die individualistischen, quirligen Italiener sich fügen und zu Hause bleiben, doch sie halten sich daran.
Aber die Maßnahmen zeigen noch immer keine Wirkung, im Gegenteil, es wird noch schlimmer und es ist kein Ende abzusehen. Das schürt Ängste, aber auch Verdrossenheit.
Premier Conte hat nun, nach beinahe täglichen neuen Dekreten und Hilfspaketen, zum bisher drastischsten Mittel gegriffen und einen Produktionsstopp angeordnet. Ab diesem Montag steht das Land still. Nur „notwendige und unverzichtbare“ Waren wie Dienstleistungen gibt es weiter.
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Auch das werden die Italiener hinnehmen. Sie stehen hinter der Regierung. Die Zustimmung für Conte ist im vergangenen Monat sprunghaft in die Höhe geschnellt. Aber war dieser Schritt tatsächlich nötig? War die dramatische nächtliche Ankündigung nicht eher eine Konzession an die öffentliche Meinung als das Verfolgen eines transparenten Krisenmanagements? In Italien hat die Diskussion darüber begonnen.
Das Land wird Jahrzehnte brauchen, um sich ökonomisch von dieser Krise zu erholen. Wenn man jetzt alles herunterfährt, wird es noch schlimmer – ein Beispiel von vielen sind die internationalen Lieferketten. Mit Recht fordern die Unternehmer, an die Zeit danach zu denken.
Woher kommt Liquidität, wer garantiert für Kredite, und was ist mit den börsennotierten Firmen? Es ist Zeit für die Regierung Conte, ihre Maßnahmen zu begründen eine präzise Strategie zu enthüllen – wenn es die denn gibt.
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