Kommentar Die Kleinstaaterei am Himmel schadet Klima und Verbrauchern

Die Airline dürfte zu den Profiteuren eines neuen Abkommens zwischen der EU und Katar zählen.
Carsten Spohr und Ralf Teckentrup gelten nicht gerade als Freunde. Der eine ist der Chef der großen Lufthansa, der andere der CEO der kleinen Ferienfluggesellschaft Condor. Spätestens seit Lufthansa verstärkt in das Touristikgeschäft drängt, liegen beide über Kreuz.
Doch in einem Punkt sind sich die Manager einig, das zeigte sich am vergangenen Freitag bei der Jubiläumsveranstaltung zum zehnjährigen Bestehen des Dachverbands BDL. Die Pandemie habe die Gefahr von weltweiten Wettbewerbsverzerrungen weiter erhöht, beklagten Spohr und Teckentrup.
Nun wirkt es etwas schräg, etwa die staatlich „gepamperten“ Golf-Airlines an den Pranger zu stellen und gleichzeitig nach protektionistischen Maßnahmen zu rufen. Doch die Pandemie hat gezeigt, dass bei den Rahmenbedingungen der Branche einiges im Argen liegt. Eine Industrie, die so global ist wie kaum eine andere, kann nicht auf nationaler Ebene reguliert werden.
Das zeigt sich etwa am Beispiel Staatshilfe. Imposante 225 Milliarden US-Dollar pumpten die Regierungen in die Fluggesellschaften. Das Problem: Jeder Staat machte das auf seine Weise. In den USA etwa floss ein großer Teil der Hilfen einmalig, muss also nicht zurückgezahlt werden. In einem Markt, in dem sowieso schon wenige Giganten das Sagen haben, wächst deren Macht noch weiter.
Die Ungleichbehandlung zeigt sich auch beim Thema Marktzugang. In den USA und in China konnte sich die Luftfahrt viel schneller und kräftiger erholen als in Europa. In Europa bremsen Kleinstaaterei und immer neue Grenzschließungen die Branche.
Einseitiger Nutzen für Katar
Die Luftfahrtbranche braucht endlich weltweit einheitliche Rahmenbedingungen. Doch statt die Krise zu nutzen, das Thema endlich auf die politische Agenda zu setzen, sieht es so aus, als ob die nationalen Fesseln noch größer werden. Die EU will in wenigen Tagen strengere Klimavorgaben für die Luftfahrt bekannt geben. So wichtig das Thema ist, es droht ein weiterer nationaler Alleingang mit Folgen für die heimische Branche.
Gleichzeitig hat der Rat der EU vor wenigen Tagen ein neues Luftverkehrsabkommen mit Katar beschlossen. Damit wird Europa, ein großer Markt mit vielen reisefreudigen Bürgern, komplett für Airlines aus Katar geöffnet – und das Drehkreuz in Doha gestärkt. Umgekehrt öffnet sich auch Katar für europäische Airlines – mit dem großen Haken, dass der dortige Markt mäßig interessant für hiesige Anbieter ist.
Wettbewerb ist nötig, Protektionismus schädlich. Die Politik muss endlich erkennen: Ein verzerrter Wettbewerb schadet am Ende nicht nur dem Klima, er ist auf Dauer auch nicht gut für den Verbraucher.
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