Kommentar Die Luft für IBM-Chefin Rometti wird dünner

Der IT-Konzern hat das Vertrauen der Wall Street verloren.
San Francisco Die Geduld der Wall Street mit Vorstandchefin Ginni Rometti ist am Ende. Ein massiver Ausverkauf der IBM-Aktie nach der Vorlage der Quartalsergebnisse am Dienstag ließ den Kurs um 5,7 Prozent auf 151,73 Dollar kollabieren. Mit den aktuellen Zahlen allein ist der Absturz nicht zu rechtfertigen.
Das Quartalsergebnis war unspektakulär, wie von Analysten erwartet: Die Prognosen für das Gesamtjahr wurden bestätigt, der Umsatz stieg nach Jahren des Abwärtstrends zum zweiten Mal in Folge minimal an. Warum straft die Wall Street den Techkonzern so harsch ab?
Nachdem aus „Big Blue“ längst der „Big Blues“ geworden war und IBM zwei Jahres eines fulminanten Technologiebooms schlicht ausgesessen hat, erwarten die Börsianer einfach mehr.

Die Wall Street verliert die Geduld mit der IBM-Chefin.
Zwar zog der Umsatz im ersten Quartal um fünf Prozent an – allerdings nur, weil der schwache Dollar nachhalf. Auf konstanter Währungsbasis gab es praktisch ein Nullwachstum, während Konkurrenten wie SAP oder Microsoft ordentlich zulegen konnten.
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Das Geschäft mit großen Datenspeichern für Unternehmen brach um 15 Prozent weg und verschärft den Druck auf die Reorganisation in Wachstumsmärkte.
Solides Geschäft bei Großrechnern, bei denen ein Generationswechsel stattfindet, reicht da alleine nicht aus. Zumal es laut Fiananzvorstand James Kavanaugh so auch wie bisher nicht durch das Jahr anhalten wird.
Also bleiben nur die „strategischen Wachstumsfelder“, Mobile, Security-Services, Cloud-Computing mit der künstlichen Intelligenz Watson, Datenanalyse und Software. Diese jungen Wilden machen jetzt 47 Prozent des Gesamtumsatzes aus.
Im 4. Quartal 2017 waren es 46 Prozent. Ein Zuwachs von 15 Prozent zum Vorjahresquartal ist aber nicht groß genug. Die Wall Street hat offenbar hier eine Zahl zum Jubeln erwartet, einen Ausreißer, der klarmacht: Der Turnaround ist da. Aber der Ausreißer ist mal wieder nicht nicht gekommen.
Vielleicht hätten die Anleger das noch mal hingenommen, wenn nicht einer der ganz Großen das Handtuch geschmissen hätte. Warren Buffetts Berkshire Hathaway hat sich vom Großteil seiner IBM-Position getrennt.
Und wenn das Orakel von Omaha den Glauben verliert, dann wird auch die Luft für IBM-Chefin Rometti dünner.
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