Kommentar Die Lufthansa muss jetzt versuchen, sich mit so viel Liquidität wie möglich vollzupumpen

Der Konzern hat zum dritten Mal erfolgreich den Kapitalmarkt angezapft, ein wichtiger Schritt für die Zukunftssicherung des Unternehmens.
Auf den ersten Blick sieht der Deal aus wie linke Tasche, rechte Tasche. Lufthansa löst zwar ein Staatsdarlehen bei der KfW ab, nimmt dafür aber durch eine Anleihe neue bei Investoren auf. Die Schuldenlast bleibt, sie ist nur anders verteilt. Ist es also wirklich eine Transaktion, die Europas größte Airline-Gruppe maßgeblich nach vorne bringt?
Ja, das tut sie. Die „Umschuldung“ ist ein erster wichtiger Schritt des Lufthansa-Managements, sich von Fesseln zu befreien. Und das in gleich mehrfacher Hinsicht. Natürlich geht es zum einen um die Zinslast. Die sinkt durch die erfolgreiche Platzierung der zwei Anleihe-Tranchen. Deren Zinssätze sind etwas niedriger als der Satz des KfW-Kredits. Doch das ist eher so etwas wie ein schöner Zusatzeffekt.
Wichtiger ist die Botschaft dahinter: Lufthansa hat einen guten Zugang zum Kapitalmarkt. Die Investoren werden dem Unternehmen wohl auch künftig Geld geben. Das ist deshalb so wichtig, weil das im vergangenen Sommer beschlossene Rettungspaket für den Luftfahrtkonzern signifikant steigende Zinssätze vorsieht, je länger der Konzern die Hilfen in Anspruch nimmt.
Je früher der neue Finanzchef Remco Steenbergen Lufthansa so weit mit Investorengeld ausgestattet hat, dass das Unternehmen sicher die nächsten Jahre bestehen kann, desto eher kann komplett auf die Finanzhilfe der Regierungen verzichtet werden. Und desto geringer ist die Gefahr, dass eine zu große Zinslast das Unternehmen erdrückt.
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Harte Auflagen der Staatshilfen behindern
Lufthansa befreit sich aber noch von weiteren Belastungen. Dazu zählen etwa die Flugzeuge, die man als Pfand für den KfW-Kredit hergeben musste und die nun wieder unbelastet sind. Vor allem aber hat das Management damit begonnen, seine Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen.
Mit den Staatshilfen sind harte Auflagen verbunden. So darf Lufthansa nicht so ohne Weiteres größere Unternehmensteile verkaufen und andere Firmen übernehmen. Für Lufthansa-Chef Carsten Spohr und sein Team ist das bitter. Wegen der Pandemie erwarten Experten eine weitere Konsolidierung der Branche.
Im Moment könnte das Management hierbei nur vom Spielfeldrand zuschauen, eingreifen dürfte man nicht. Für die Zukunft des Unternehmens und dessen Wettbewerbsfähigkeit wäre das ein heftiger Rückschlag.
Deshalb ist es richtig, wenn Europas größte Airline-Gruppe jetzt versucht, sich mit Liquidität so weit vollzupumpen, wie es geht. Natürlich müssen auch diese Mittel irgendwann wieder getilgt werden. Aber aus einer Position der Stärke ist das immer leichter.
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