Kommentar Die Lufthansa und die Bahn brauchen eine gemeinsame Mobilitäts-App

Lufthansa und Deutsche Bahn müssen bei ihrer Kooperation noch ein paar Herausforderungen meistern.
Berthold Huber, der Vorstand der Deutschen Bahn, hat verstanden, worauf es ankommt: Man wolle den Umstieg vom Flug auf den Zug so einfach wie möglich machen. Diese wichtige Erkenntnis ist schon mal eine gute Basis für das, was Lufthansa und Deutsche Bahn vorhaben: eine Verlagerung von Kurzstreckenverkehren aus der Luft auf die Schiene.
Allein die Umsetzung lässt noch zu wünschen übrig. Nun soll hier nicht gleich wieder ein grundsätzlich gutes Vorhaben kaputtgeredet werden. Die beiden Verkehrsträger müssen ohne Frage enger als bisher zusammenarbeiten. Das ist nicht nur wichtig für die Umwelt, es ist auch wichtig für die Zukunft der beiden Konzerne. Denn Mobilität wandelt sich.
Doch wir wissen, dass gute Ideen scheitern, wenn sie zu kompliziert umgesetzt werden. In diesem Punkt wirft die Kooperation von Lufthansa und Bahn noch Fragen auf.
Eine betrifft das Gepäck-Handling: Schon lange kann man mit dem ICE zum Frankfurter Flughafen reisen. Genutzt wird das Angebot aber nur begrenzt. Passagierbefragungen liefern den Grund für die Zurückhaltung: Vielen ist es einfach zu mühsam, das Gepäck erst im Terminal aufzugeben statt schon im Zug. Bahn und Lufthansa müssen schnell überlegen, wie diese Hürde beseitigt werden kann.
Eine zweite ist das Thema Buchungen: Es ist gut, dass man den Zug mit seinem Flugticket nutzen kann – inklusive Platzreservierung. Noch besser wäre aber eine einheitliche Plattform, auf der der Kunde seinen Start- und Zielpunkt eingeben kann. Eine entsprechende App könnte ihm dann das optimale Verkehrsmittel für seine Strecke vorschlagen.
Die Politik muss den Rahmen setzen
Schon lange wird über eine solche Mobilitäts-App diskutiert. Doch hier geht es nur langsam voran. Die Sorge der Unternehmen, ihre wichtigen Kundendaten abgeben zu müssen, erschwert eine gemeinsame Lösung. Es müsste also ein neutraler Plattformbetreiber gefunden werden.
Das ist nicht einfach, aber wer Intermodalität – also die enge Vernetzung verschiedener Verkehrsträger – vorantreiben will, kommt nicht umhin, groß zu denken. Und das bedeutet: Wir brauchen eine Plattform, auf der Kunden einfach und schnell das passende Angebot heraussuchen und buchen können – natürlich digital.
Spätestens jetzt wird klar: Das ist eine Aufgabe, die die beteiligten Unternehmen nicht allein lösen können. Auch wenn der Ruf nach der Politik in diesen Wochen überstrapaziert wird – hier geht es nicht ohne. Die Politik muss moderieren, sie muss aber vor allem die richtigen Rahmenbedingungen schaffen – nicht zuletzt als Eigner der Bahn. Sonst wird das nichts mit dem Slogan „Schiene statt Flügel“.
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