Kommentar Die neue Farbenlehre – Grüne Unternehmen werden bevorzugt behandelt

Vor vielen Jahren gab es viele Solarunternehmen. Doch fast alle sind pleite gegangen.
Die Welt retten vor dem Hitzetod? An sich kein schlechter Gedanke. Auch die Finanzbranche soll ihren Beitrag leisten, so will es die Europäische Union. Sie arbeitet schon an einem Regelwerk. Grüne Unternehmen werden darin bevorzugt behandelt. Anlageprodukte erhalten einen Gütestempel, wenn sie in unbedenkliche Firmen investieren. Binäres Denken scheint in die Ära der Digitalisierung zu passen. Doch auf dem Feld Nachhaltigkeit gibt es meist nicht nur eine „0“ oder „1“. Bei den Unternehmen geht es nicht so einfach zu, gibt es nicht nur Grün oder Schwarz. Fast immer ist es ein Farbengemisch.
Es ist klar: In dem Regelwerk muss Nachhaltigkeit genau definiert werden. Ist beispielsweise ein Unternehmen, das ein Viertel seines Stroms aus Windenergie bezieht, nachhaltig oder erst bei der Hälfte? Ein anderes Unternehmen produziert extrem energieeffizient Panzer. Kann es aber wegen des Endprodukts noch als nachhaltig gelten? Und wie verlässlich arbeiten Ratingagenturen auf dem Feld von Nachhaltigkeitsurteilen angesichts der methodischen Schwierigkeiten? Das ist eine kleine Auswahl an Fragen, mit denen eine Regulierung zu kämpfen hat.
Zur Erinnerung: Vor vielen Jahren gab es viele Solarunternehmen. Die wären schon wegen ihrer Produkte als voll grün durchgegangen und hätten wohl das entsprechende Bewertungs-Häkchen bekommen. Dummerweise stimmte das Geschäftsmodell nicht. Fast alle Firmen gingen pleite.
Vergessen wir nicht die Finanzkrise, mit ausgelöst durch gute Ratings für hochriskante Produkte. Solche Gefahren bestehen auch heute. Wenn die Regulierung den grünen Faktor überbetont, könnte im Extremfall und unter besonderen Umständen gar das Finanzsystem in Schieflage kommen. Wirtschaftliche Kriterien dürfen beim grünen Trend nicht auf der Strecke bleiben. Jüngste Meinungsäußerungen aus Berlin lassen durchatmen: Einige Politiker haben die Probleme auf dem Radar.
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