Kommentar Die Opec wird um eine weitere Kürzung der Produktion nicht herumkommen

Wird der Ölnachfrage Chinas nur um ein Fünftel zurückgehen? Oder kommt es doch sehr viel schlimmer?
Ein Strohfeuer hat die Wiener Krisensitzung der Opec+ zumindest ausgelöst. Der Ölpreis bewegte sich am Dienstag deutlich jenseits von 50 Dollar. Das Treffen der Opec+, das Bündnis der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und Russland, das mit 24 Ländern rund die Hälfte der globalen Ölförderung vertritt, ist aus der Not geboren. Der durch das Coronavirus in China ausgelöste Preisverfall des Öls hat die Opec und Russland in einen Schockzustand versetzt.
Niemand kann derzeit verlässlich einschätzen, wie sehr das Wirtschaftswachstum Chinas und Asiens durch den weiteren Verlauf der Epidemie leiden wird. Wird der Ölnachfrage Chinas nur um ein Fünftel zurückgehen? Oder kommt es doch sehr viel schlimmer? Viele Modelle mit vielen Annahmen beherrschen hinter verschlossenen Türen die Diskussion der Ölländer.
Nur eines zeichnet sich ab: Die Entwicklung in China zwingt die Opec+, schnell zu handeln. Der Nachfragerückgang in China droht einen Einbruch auf dem Ölmarkt auszulösen, der nur mit dem Nachfrageschock in der Finanzkrise 2008/2009 vergleichbar ist.
Die rückläufige Ölnachfrage in China trifft die Opec+ bis ins Mark. Schließlich kaufen die Chinesen mehr als zwei Drittel ihres Öls bei der Opec+. Die beiden wichtigsten Lieferanten sind die Schwergewichte Saudi-Arabien und Russland, deren politische Stabilität vom Öl abhängig ist.
Die Regierungen in Riad und Moskau sitzen in der Zwickmühle. Die autokratischen Systeme sind zum einen existenziell auf die Einnahmen aus dem Energiegeschäft angewiesen. Zum anderen brauchen sie aber einigermaßen stabile Preise. In ihrer Not wird die Opec+ daher um eine weitere Kürzung der Produktion nicht herumkommen, um einen weiteren Preisverfall zu stoppen. Der verunsicherte Markt sehnt sich in Zeiten der Öl-Überversorgung nach einer schnellen Reaktion – auch wenn der Preis für die Länder der Opec+ diesmal wirtschaftlich sehr schmerzhaft sein wird.
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