Kommentar Die Regierung sollte den Hausärzten beim Impfen freie Hand lassen

Die Hausärzte steigen immer intensiver in die Corona-Impfung ein – die Impfquote steigt an.
Berlin Der Berliner Senat hat gerade das Impfzentrum im Flughafen Tempelhof geschlossen. Dort wurde bislang ausschließlich der Impfstoff von Astra-Zeneca verimpft. Die offizielle Begründung für die Schließung lautet: Das Zentrum werde auf weitere Impfstoffe umgerüstet. Dafür müssten Kühlanlagen installiert werden. Es drängt sich aber der Eindruck auf, dass zu wenige Berliner über 60 Jahre dort einen Termin gebucht haben.
Den Job, den in die Kritik geratenen Impfstoff den Menschen in den Arm zu drücken, sollen jetzt die Hausärzte übernehmen. Seit die Praxen eingestiegen sind, gehen die Zahlen steil nach oben. Die Impfquoten in den Praxen liegen bei 95 Prozent, in den Zentren bei 70 Prozent. Wer sich in diesen Tagen mit Ärzten unterhält, trifft auf frustrierte Mediziner. Sie würden liebend gern impfen. Doch ihnen fehlt der Stoff – oder bei Astra-Zeneca die Rechtssicherheit.
Erst gestern hat die Ständige Impfkommission auf Drängen der Kassenärzte eine Passage in ihren Empfehlungen geändert. Die Impfung steht jetzt nicht mehr im Ermessen der Ärzte, sie müssen lediglich über Risiken aufklären.
Damit wurde endlich eine Lage geschaffen, die den Ärzten ihre Berufsausübung wieder ermöglicht. Deutschlands Chefvirologe Christian Drosten hat schon vor Wochen darauf hingewiesen, dass die Hausärzte ihre Pappenheimer kennen würden. Was sich immer mehr herausstellt: Die Bürger vertrauen ihren Ärzten mehr als hilfsbereiten, aber anonymen Mitarbeitern in den Impfzentren.
Dieses gewachsene Vertrauensverhältnis wurde viel zu spät genutzt. Manche Politiker waren so stolz auf ihre in Rekordzeit aufgebauten Parallelstrukturen, dass sie ganz vergessen haben, welches Pfund sie mit den Hausärzten in der Hand haben. Ein schönes Foto im Impfzentrum machte viel her. Das Problem war aber, es gab zu viele Fotos von gähnend leeren Hallen. Sie sind zum Symbol des Misserfolgs der staatlichen Impfkampagne geworden. Am Anfang machten die Impfzentren Sinn. Logistik und Kühlung mussten gewährleistet sein. Nun hat sich die Lage verändert.
Längst organisieren sich viele Impfwillige in WhatsApp-Gruppen und empfehlen Pilotpraxen. Die Menschen versorgen einander mit Informationen, wo denn Impfdosen ungenutzt herumstehen. Würde das staatlich erfasst werden, ginge wieder wertvolle Zeit ins Land. Kreativ und wagemutig ist der Staat nicht.
Zum Beispiel forderte der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, dass der noch nicht zugelassene Impfstoff von Curevac auf eigenes Risiko verimpft werden könnte. Die besondere Glaubwürdigkeit Palmers rührt daher, dass er selbst damit geimpft ist.
Alles in allem zeigt sich: Privat vor Staat würde der Impfkampagne guttun.
Mehr dazu: Die Impfstoffe im Vergleich
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Privat vor Staat ist immer gut - vor allem, wenn es schnell gehen muss.
Unsere Ärzte sind motiviert, kompetent und deutlich günstiger als die teuren und bürokratischen Impfzentren unter der leitung der Gesundheitsämter.