Kommentar Die Reparatur der deutschen Wirtschaft wird länger dauern als erhofft

Für die notwenigen Investitionen in den E-Commerce fehlen vielen Einzelhändlern die Mittel.
Der Schuldenstand der Unternehmen wächst kräftig, das zeigen die Untersuchungen von Sanierungsexperten aktuell ganz deutlich. Doch was in den vergangenen Jahren mit Blick auf die nicht vorhandenen Zinsen eher eine Lust an der Verschuldung war, wird im Zuge der Corona-Pandemie immer mehr zur Last für weite Teile der deutschen Wirtschaft – mit ungewissem Ausgang für alle Beteiligten.
Prinzipiell ist es für ein Unternehmen kein Nachteil, sich zu verschulden – im Gegenteil: Die Aufnahme von Fremdkapital ist entscheidend, um sich mit dem Geld für die großen Umbrüche in der Branche und in der Technologie rüsten zu können.
Bis zur Pandemie war dieser an sich gute Ansatz der Hauptgrund für steigende Schulden im Unternehmenssektor, der von niedrigen Zinsen weiter angefacht wurde. Die Rechnung ist ja im Grunde einfach: Die Investitionen sollen so viel Ertrag und Cash abwerfen, dass nicht nur die Zinslast locker getragen werden kann, sondern auch noch genug für den Abbau der Verbindlichkeiten bleibt.
In der Pandemie zeigt sich aber, dass die Rechnung für viele Unternehmen eine ganz andere ist: Für sie geht es ums nackte Überleben. Und das wird mit einer drückenden Schuldenlast immer schwieriger, je weiter die Normalisierung des Geschäfts in die Ferne rückt.
Es spricht eine deutliche Sprache, dass Einzelhändler reihenweise aufgeben. In anderen Branchen ist absehbar, dass sich das Geschäft erst im nächsten oder übernächsten Jahr normalisieren wird.
Kleine und mittlere Unternehmen haben Probleme bei der Sanierung
Hochverschuldete und operativ angeschlagene Firmen stehen vor einer riesigen Herausforderung: Denn die Pandemie zu überstehen, heißt noch lange nicht, fit für die Zukunft zu sein. So muss sich ein Einzelhändler eigentlich genau jetzt für den E-Commerce rüsten, der dank Corona das Geschäftsmodell nachhaltig verändern wird. Dafür fehlen aber vielen die Mittel.
Damit ist absehbar, dass Teile der deutschen Wirtschaft viel länger als gewünscht im postpandemischen Reparaturmodus stecken werden. Gemeint sind hier nicht die starken Industrieunternehmen, die getrieben vom starken Asiengeschäft schon wieder aufblühen und ihre finanzielle Flexibilität für Investitionen und Zukäufe nutzen.
Es werden eher die mittleren und kleinen Unternehmen sein, die nahe an die Insolvenz rutschen oder zu einem solchen Antrag gezwungen werden. Erfolgreiche Sanierungen werden vielerorts nicht ohne Schuldenschnitt herumkommen, worauf sich die kreditgebenden Banken einstellen müssen.
Die Politik wiederum muss beweisen, dass sie auch nach Ende der Pandemie-Hilfen gewillt ist, zur Überlebensperspektive von Unternehmen beizutragen.
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