Kommentar Die schnelle Lösung für das Diversitätsproblem in Start-ups: Keine Frau, keine Finanzierung

Eine Führungsfrau als Bedingung für die zweite Finanzierung ist nur ein Entwicklungshelfer.
Die Start-up-Branche hat ein Frauenproblem. Da lassen die Zahlen keine Zweifel. Nicht einmal jede sechste Firma wird von einer Frau gegründet. Und Investorinnen sind noch rarer. Bei deutschen Wagniskapitalfirmen beträgt der Anteil von Partnerinnen kaum fünf Prozent. Die Zukunftsbranche präsentiert Geschlechterverhältnisse von vorgestern.
Die Erkenntnis ist doppelt bitter. Während sich die Geschlechterverhältnisse überall angleichen, muss bei den Start-ups strukturell noch viel im Argen liegen. Männer protegieren Männer, Frauen fehlen Vorbilder. Die alte Leier. Aber es geht nicht nur um Gerechtigkeit. Studien zeigen, dass gemischte Gründerteams innovativer sind. Mit nur der Hälfte an Grips fällt einem halt weniger ein.
Positiv ist zu vermerken: Ein Teil der Branche hat das Problem erkannt. Der Start-up-Verband und der Branchenverband Bitkom starten eine Initiative für Diversität. Doch die Maßnahmen sind erschreckend hilflos.
Von Start-ups darf man unkonventionelle Entscheidungen erwarten, Schnelligkeit, Risiko, Disruption. Doch sie wagen – man staune – nur Transparenz auf freiwilliger Basis. Wagniskapitalgeber sollen über Frauenanteile in Investment- und Gründerteams Bericht erstatten. Man hofft auf Einsicht und Besserung.
Als Investor eines so Fakten-ignorierend gemanagten Fonds sollte man vor Wut alternative Anlageoptionen suchen. Selbst Gegner von Feminismus sollten sich im Groll über Gendersternchen doch ihren Opportunismus bewahren.
Kein Deal ohne Frau am Tisch
Und es wäre so einfach! Eine Branche, die sich jeden Tag neu erfindet, kann Diversität im Nu erreichen. Etwa mit Regeln wie dieser: Keine Series-B-Finanzierung ohne Frau auf Management-Level C.
Eine Führungsfrau als Bedingung für die zweite Finanzierung ist nur ein Entwicklungshelfer. Gerade junge Start-ups rekrutieren Mitarbeiter oft in einem Alter, in denen Frauen noch genauso risikofreudig Jobentscheidungen treffen wie Männer. Zudem wollen die meisten dieser Firmen schnell an die Börse. Spätestens dann müssten sie an Quoten denken – und sich wie die etablierten Unternehmen mit dem Frust von Männern herumschlagen, an denen die Frauen nun vorbeibefördert werden.
Und Führungskräfte erfolgreicher Start-ups gründen und investieren später häufig selbst. So löst sich bald auch das Gründerproblem.
Bei Wagniskapitalgebern muss derweil gelten: kein Deal ohne Frau am Tisch, keine Beiratssitzung in einer reinen Männerrunde – und wenn es fürs Erste die Praktikantin ist. Für diesen lukrativen und spannenden Job werden sich tolle Kandidatinnen finden. Bei den Fonds muss man sich nur mal vorrechnen, wie sehr sich ein Headhunter für diese Personalsuche auszahlen würde.
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