Kommentar Die schönen Versprechen des PSA-Chefs sind nicht viel wert

Das Beispiel Opel zeigt, dass der Manager im Zweifel Milliarden zahlt, um Tausende Mitarbeiter aus der Bilanz zu hieven.
Ein wenig muss sich PSA-Chef Carlos Tavares noch gedulden. Frühestens Ende des Jahres dürften die 22 Kartellbehörden grünes Licht geben, die sich weltweit mit der avisierten Fusion des französischen Autobauers mit dem Konkurrenten Fiat Chrysler (FCA) auseinandersetzen. Spätestens im Frühjahr 2021 wird Tavares aber aller Voraussicht nach dem viertgrößten Fahrzeughersteller der Welt vorstehen, der einen Umsatz von 170 Milliarden Euro erwirtschaftet.
Tavares wird dann ein Potpourri aus 16 Automarken mit mehr als 400.000 Mitarbeitern leiten. Der Manager will 3,7 Milliarden Euro an Synergieeffekten realisieren, ohne auch nur ein einziges Werk zu schließen. Gelingen soll das, weil sich weder PSA noch FCA in einem „Krisenmodus“ befänden – im Gegenteil, bekundet Tavares: „Wir vereinen zwei Unternehmen bei guter Gesundheit.“ Folglich gebe es auch „keinen Restrukturierungsbedarf“.
Diese Aussage muss arg bezweifelt werden. Tavares möchte erkennbar weder Gewerkschaften noch die Politik auf die Barrikaden bringen, bevor der Deal abgeschlossen ist. Sobald der neue Autogigant loslegen darf, dürften Tavares seine Worte von gestern aber wenig interessieren. Zu groß ist der Handlungsdruck. PSA schreibt in China Verluste, FCA ist in Asien ebenfalls defizitär, und in Europa schafft der Konzern nur knapp eine schwarze Null.
Beide Unternehmen leiden unter schwindendem Absatz und abnehmenden Marktanteilen. Die Folge sind insbesondere in Europa massive Überkapazitäten. Im Opel-Stammwerk in Rüsselsheim wird kurzgearbeitet, und in vier von sechs FCA-Fabriken in Italien lag die Auslastung 2019 laut dem Informationsdienst IHS unter 33 Prozent. In der Branche gilt aber eine Auslastung von mindestens 80 Prozent als unabdingbar für eine profitable Fertigung.
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Kaum vorstellbar, dass ein Kostenkiller wie Tavares diesem Treiben lange zusieht. Das Beispiel Opel zeigt vielmehr, dass der Manager im Zweifel Milliarden zahlt, um Tausende Mitarbeiter aus der Bilanz zu hieven. Vieles spricht dafür, dass er diese Strategie mit FCA wiederholt.
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