Kommentar Die Welt für Big Oil wird nach Corona eine andere sein

Jedes Jahr haben die Unternehmen immer mehr Rohöl aus dem Boden gepumpt – bis Covid-19 sich ausbreitete.
Eine jede Wirtschaftskrise hinterlässt bleibende Spuren und bei der weltweiten Corona-Pandemie wird das nicht anders sein. Die erfolgsverwöhnte Ölindustrie könnte das besonders zu spüren bekommen.
Seit Jahrzehnten kennt Big Oil nur einen Weg: nach oben. Jedes Jahr wird mehr Rohöl aus den Tiefen der Erde gefördert, als im Jahr zuvor. Und jedes Jahr steigt die Nachfrage. Bis Covid-19 sich ausbreitete. Die scharfen Einschränkungen für die Mobilität, im Konsum und der Industrieproduktion hat der Milliardenbranche jetzt einen Nachfrageeinbruch sondergleichen beschert.
Dementsprechend schlecht lief das erste Quartal für die Ölkonzerne. Nur zwei von ihnen schafften es überhaupt mit schwarzen Zahlen abzuschließen. Dass es sich dabei aber nur um einen vorübergehenden Einbruch handelt, darf bezweifelt werden. Denn die Menschen werden auch auf Sicht weniger Auto fahren und der Flugverkehr wird eine Weile brauchen, bis er wieder in den Normalbetrieb zurückkehrt.
Umfragen stützen die Vermutung, dass viele Arbeitnehmer auch in Zukunft das Homeoffice öfter nutzen wollen als zuvor und deshalb weniger zwischen Arbeitsplatz und Wohnung pendeln werden. Wenn Corona aber das Leben der Menschen nachhaltig verändern sollte, wird das einschneidenden Folgen für die Ölindustrie haben.
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Laut Berechnungen des britischen Konzerns BP wird die Nachfrage nach dem schwarzen Gold noch bis mindestens 2035 steigen, dann rechnen die Analysten mit einer Stagnation. Einen Rückgang hatten sie nicht eingepreist. Das war vor Corona und könnte sich nun als Fehlannahme erweisen.
Statt darauf zu hoffen, dass das Geschäft nach der Krise in alten Bahnen weiterläuft, sollte Big Oil besser weiter in den Aufbau seiner alternativen Energien-Sparten investieren. Den Anfang haben Shell, BP und Total gemacht. Jetzt nachzulassen wäre die falsche Entscheidung. Denn eins ist klar: die Welt nach Corona wird auch für die Ölbranche eine andere sein.
Mehr: Seit Jahresbeginn sind die Ölpreise um 80 Prozent eingebrochen. Privatanleger haben Millionen verloren – auch wegen eines verbreiteten Missverständnisses.
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