Kommentar: Die Zollofferte der EU an Trump gleicht einem Gnadengesuch


Mit großem Selbstbewusstsein ist die Europäische Kommission in die Zollverhandlungen mit der US-Regierung gestartet. Die Europäische Union sieht sich als Handelsmacht von Weltrang, wähnt sich ökonomisch auf einer Stufe mit den Supermächten Amerika und China. Stolz verweisen Brüsseler Beamte auf das geopolitische Gewicht, das der europäische Binnenmarkt mit seinen 450 Millionen Menschen der EU verleihe.
Doch die Gespräche mit den Gesandten von „America first“-Präsident Donald Trump waren eine demütigende Erfahrung für die Kommission. Aus der selbstbewussten Handelsmacht ist im Verlauf der vergangenen vier Monate eine Bittstellerin geworden.
Der jüngste Kompromissvorschlag, den die Unterhändler der EU der US-Seite präsentiert haben, um den angedrohten Pauschalzoll von 30 Prozent im letzten Moment noch abzuwenden, ist kein Deal auf Augenhöhe. Er ist ein Gnadengesuch. Um Schlimmeres abzuwenden, ist die EU bereit, eine einseitige Zollerhöhung der Amerikaner hinzunehmen.
Erpressung wirkt
Was Europa als Gegenleistung dafür erhält? Das Wort des notorisch wortbrüchigen US-Präsidenten. Ansonsten nichts.
Einen pauschalen Einfuhrzoll von 15 Prozent sollen die Amerikaner künftig auf europäische Güter erheben können. Egal ob deutsche Autos, italienische Mode oder französischer Wein – europäische Produzenten werden es in Zukunft schwerer haben, auf dem amerikanischen Markt mit ihren US-Anbietern zu konkurrieren. Für Stahl und Aluminium soll sogar ein Sonderzoll in Höhe von 50 Prozent gelten.





