Kommentar Die Zukunft der Arbeit wird abgeblasen

Mit einfachen Slogans drückte die IG Metall auf einem Aktionstag ihre Abneigung gegen die heutige Form der Zeitarbeit aus.
Die Zeitarbeit erfüllt bisher zwei wichtige Funktionen: eine betriebswirtschaftliche und eine arbeitsmarktpolitische. Interessanterweise gibt es nur noch über die betriebswirtschaftliche einen gesellschaftlichen Konsens. Sie besteht im Kern darin, dass Unternehmen dank Zeitarbeit weniger Stammpersonal vorhalten müssen, um sich für die Wechselfälle schwankender Auslastungen zu wappnen. Zeitarbeit wirkt unter diesem Aspekt wie eine überbetriebliche Personalreserve.
Die Politik führt diese Funktion unter der gefälligen Formel "Ausgleich von Auftragsspitzen". Sie hilft Betrieben, Fixkosten zu senken, und macht sie wettbewerbsfähiger. Dies kann die Zeitarbeit unabhängig davon leisten, ob es ein Lohngefälle zwischen Stamm- und Zeitkräften gibt oder nicht.

Dietrich Creutzburg ist Korrespondent.
Die arbeitsmarktpolitische Funktion bestand bisher darin, verfehlte Tarifpolitik für Stammarbeitnehmer unschädlich zu machen - etwa den Tariflohn für ungelernte Hilfskräfte in der Metall- und Elektroindustrie: Dieser liegt heute bei 14,30 Euro pro Stunde. Das ist mehr, als es in anderen Branchen für Arbeitnehmer mit abgeschlossener Berufsausbildung gibt. Und viel mehr als für ungelernte Hilfskräfte anderswo.
Betriebswirtschaftlich war das für die Metallindustrie nie ein Problem. Sie muss den Tariflohn für Hilfskräfte in der Regel nicht zahlen, weil sie auch Produktion ins Ausland verlagern oder automatisieren kann. Das hat sie lange Zeit ausgiebig praktiziert. Tatsächlich gibt es fast keine Arbeitnehmer, die als Teil der Stammbelegschaft eines Metall-Betriebs einfache Hilfsarbeiten machen.
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Der Schreiber sollte sich entscheiden. Entweder die Zeitarbeit dient der Flexibilisierung und dann wäre es nur konsequent dass der Zeitarbeiter gleiches Geld für gleiche Leistung (eventuell sogar + Flexibilitätszuschlag) erhält aber insgesamt für den Arbeitgeber teurer ist, nicht umsonst ist Flexibilität in der Wirtschaft immer mit einem Aufschlag zu bezahlen (jeder der zu später Stunde dringend eine Dienstleistung benötigt oder SOFORT weiß davon) ODER es geht darum dass man (ungelernte) Arbeiter unter Tarif beschäftigen kann. In diesem Fall sollte man aber doch ganz offen von Tarifdumping und unterlaufen der Tariflöhne sprechen. Damit stellt man aber den Tariflohn generell in Frage. Kann man machen muss man aber nicht - denn insgesamt ist Deutschland damit ja nicht sooo schlecht gefahren.
Hinzu kommt das die Zeitarbeit rechtlich so schlecht für den Arbeitnehmer ausgestaltet ist dass er letztendlich das alleinige Risiko trägt. Dann kann man aber auch die prohibitive Privatversicherungspflicht aufheben und die Leute als selbstständige Arbeit suchen lassen - das wäre dann wenigstens Marktwirtschaftlich korrekt. Das hätte allerdings den Nachteil das diese Arbeitskräfte dann wohl auch teurer würden, wegen der flexibilität.
Und ja auch in unserem Unternehmen werden Zeitarbeiter beschäftigt - komischerweise genau bis zur zeitlich erlaubten Grenze dann kommt der nächste und dass seit 4-5 Jahren und ich wette auch für die nächsten 4-5 Jahre ... da feiert der ein oder andere festangestellte schon sein 10 jähriges.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, es ist eine Frechheit, wie von der Leihfirma und dem AG mit dem Leiharbeiter verfahren wird.
In meinem Ausbildungsberuf wurde ich nicht übernommen und habe einen überragenden IHK Abschluss gemacht.
Es wurde mir sofort ein unbefristeter Arbeitsvertrag von der Leihfirma angeboten nach 4 Tagen wurde ich vom AG nach Hause geschickt.
Begründung: Sie suchten jemanden der noch mehr könne. Die Kündigung in der Probezeit lag am nächsten Tag im Briefkasten. Auf telefonisch Nachfrage gab es von der Leihfirma trotz Ankündigung kein Aufklärung was ursächlich war.
Das mit dem Überstundenpool ist richtig und eine Frechheit und Unverschämtheit, stellen Sie sich vor Sie arbeiten 40 Stunden und bekommen nur 35 h ausbezahlt, die restlichen fünf landen auf diesem Zeitkonto. Somit geht man für knapp 7 Monate in Vorleistung bevor man das Geld bekommt.
Sie haben nahezu vollständig recht, allerdings habe ich zwei Einwände: "acht Euro pro Stunde plus Honorar für die Zeitarbeitsfirma. Das ist im Vergleich mit Hilfsarbeitern in anderen Branchen nicht wenig. Aber eben weniger als 14,30 Euro"
Das ist so nicht richtig. Ich arbeite als Zeitarbeiterin im öffentlichen Dienst (seit etwas mehr als 5 Jahren im selben Büro mit der gleichen Arbeit). Der Betriebsrat hat mehrfach versucht uns zu übernehmen, da wir pro geleisteter Arbeitsstunde deutlich teurer sind als die Festangestellten. Der Verleiher muss mit seiner "Pauschale" ja auch Geld für Krankheit, Urlaub, Feiertage des Arbeitsnehmers, für seine Festangestellten, seine Büros und nicht zuletzt für den Chef den Gewinn erwirtschaften.
Und damit komme ich zu Punkt 2: "Alleiniges Geschäftsmodell der sog.Zeitarbeitsfirmen ist Lohndumping. NICHTS anderes." Aber nur Dumpinglohn für den, der da anschaffen muss.
Zu dem Überstundenpool: Wir müssen die Stunden von 2 Arbeitswochen auf dem Zeitkonto haben, bis zu 150 Stunden sind möglich, danach wird dann endlich ausgezahlt. Ich halte genau die 2 Wochen auf meinem Zeitkonto und nicht eine mehr, da diese Stunden dem Verleiher ja bereits bezahlt wurden.
Hinzu kommt bei meinem Verleiher: er stellt 2 Rechnungen für meine Arbeitsleistung pro Monat und bekommt die umgehend vergütet. Ich erhalte mein Geld am 20. des Folgemonats.
"acht Euro pro Stunde plus Honorar für die Zeitarbeitsfirma. Das ist im Vergleich mit Hilfsarbeitern in anderen Branchen nicht wenig. Aber eben weniger als 14,30 Euro"
Das sind 1400€ im Monat Brutto! Davon kann keiner leben, eine Familie ernähren.
Alleiniges Geschäftsmodell der sog.Zeitarbeitsfirmen ist Lohndumping. NICHTS anderes.
Im Anschlußgebiet geht es soweit, daß die Arbeitssklaven am Anfang ein Überstundenpool aufbauen müssen, da sie bei Beendigung der Arbeit sofort gekündigt werden, und der Sklavenhändler dann kein Geld verliert. Bei Krankheit wird allgemein sofort gekündigt.
Problematisch ist die parasitäre Nutzung von ausgebildeten fachkräften ohne selbst auszubilden. Damit sinkt das Ausbildungsniveau der Arbeitskräfte, und das war verantwortlich für das, was made in germany mal ausmachte!