Kommentar: Elon Musk richtet X aus Eitelkeit zugrunde


Der selbst ernannte Absolutist der Meinungsfreiheit, Elon Musk, hat seit der Übernahme von Twitter die Moderation von Inhalten stark eingeschränkt.
Manager mit allzu großen Egos haben schon so manchem Unternehmen großen Schaden zugefügt. Beispiellos indes ist, wie Elon Musk das Geschäftsmodell seines Online-Netzwerks X – früher Twitter – ruiniert. Und es ist bemerkenswert, dass es dabei nicht um überambitionierte Strategien geht, sondern um seine grenzenlose Eitelkeit.
So hat Musk jüngst abtrünnige Werbekunden wie Apple, Disney und IBM in einem Interview mit der „New York Times“ heftig beleidigt. Wer Budgets abziehe, so der Milliardär, wolle ihn schlicht erpressen. Seine Botschaft an die verantwortlichen Manager, darunter der ausdrücklich erwähnte Disney-Chef Bob Iger: „Go fuck yourself.“
Dabei ist Musk für die Skepsis der Werbewirtschaft persönlich verantwortlich. Der selbst ernannte Absolutist der Meinungsfreiheit hat seit der Übernahme von Twitter im Herbst 2022 die Moderation von Inhalten stark eingeschränkt. Mit dem Resultat, dass immer mehr extreme Äußerungen und Falschinformationen kursieren. Die Europäische Kommission hat deswegen ein Verfahren eingeleitet.
Die erratischen Beiträge, die der Heavy User seinen 165 Millionen Followern immer wieder vorsetzt, machen es nur noch schlimmer. Jüngst erst kommentierte er einen Beitrag, laut dem jüdische Organisationen Hass gegen Weiße verbreiten, als „tatsächliche Wahrheit“ – und erhielt dafür viel Zustimmung in antisemitischen Kreisen. Nun fühlt er sich missverstanden.
Musk kann nicht die Regeln des Werbemarktes umschreiben
Der reichste Mann der Welt kann vielleicht 44 Milliarden Dollar aufbringen, um seine Lieblingsplattform zu kaufen, sie umzubenennen und ein neues Geschäftsmodell auszuprobieren. Er kann aber nicht die Regeln des Werbemarktes umschreiben. Erst recht nicht, wenn auf obszöne Weise beleidigt.
Anders als dem X-Eigentümer geht es den Marketingmanagern nicht ums Ego, sondern um die Wirkung. Und wenn Anzeigen neben Beiträgen stehen, die den Nationalsozialismus verherrlichen, oder eine Plattform insgesamt als unseriös gilt, schadet das dem Ruf. Bei X ist es mit der „Brand Safety“, die Markenexperten wichtig ist, nicht mehr weit her.
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Musk lässt nicht erkennen, dass er sein Verhalten ändern will. Im Gegenteil: Wie ein beleidigter Schuljunge wirft er den Werbekunden sogar vor, X „zu töten“ – und die ganze Welt werde davon erfahren, droht er. Eine derart zerrüttete Beziehung zur Kundschaft wird auch Linda Yaccarino, formal Chefin von Musks Firma, kaum beheben können.





Der Wertverfall ist bereits jetzt riesig, und der Milliardär deutet an, dass er ein Scheitern für denkbar hält. Seinem großen Ego wird es gewiss schmerzen. Und den Investmentbanken, die Kredite für die X-Übernahme bereitgestellt haben.
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