Kommentar Elon Musks Roboter-Projekt dürfte wohl Science-Fiction bleiben

Der Tesla-Chef lässt sich schnell für neue Technologien begeistern.
Die Maschine baut die Maschine – diese Idee bewegt Elon Musk seit Langem. Schon als Tesla im Jahr 2016 seine Produktion in seinem ersten Werk in Kalifornien aufbaute, sprach Musk intern von einem „Alien-Schlachtschiff“, einer komplett automatisierten Autofabrik, die weitgehend ohne menschliches Zutun arbeitet.
Was nach Science-Fiction klang, stieß in der Realität schnell an seine Grenzen. Musk unterschätzte die Schwierigkeiten und Komplexität der Model-3-Produktion. Statt der versprochenen 5000 Elektroautos pro Woche schaffte Tesla Ende 2017 nur 202. Die Vision von Musk brachte Tesla damals in eine heftige Krise – die sich erst durch den Einsatz von mehr Handarbeit löste.
Nun hat Musk den humanoiden Roboter „Optimus“ vorgestellt. Wieder ein cooler Name, der an „Optimus Prime“ aus der Kino-Kultserie „Transformers“ erinnert. Und wieder verspricht der Tesla-Chef Großes. Schon im kommenden Jahr soll der Kollege Roboter einsatzfähig sein und in den Fabriken „gefährliche, sich wiederholende und langweilige Aufgaben“ erledigen.
Daran ist zu zweifeln. Bezeichnend war, dass bei der Präsentation von „Optimus“ anstelle des Androiden nur ein Tänzer im engen Dress auf der Tesla-Bühne stand. Die Fertigung von autonom handelnden Robotern ist extrem komplex, die Wirtschaftlichkeit liegt in weiter Ferne. Menschen sind bei vielen Arbeiten eben doch nicht kostengünstig zu ersetzen.
Die Roboter-Idee erlaubt uns einen kleinen Blick in das Innere von Elon Musk. Der 50-jährige Milliardär lebt immer noch in den Science-Fiction-Welten, von denen er als Kind gelesen hat. Der Visionär ist für Technologien schnell zu begeistern und versprach in der Vergangenheit oft Dinge, die sich erst viel später einstellten – wenn überhaupt.

Schon im kommenden Jahr soll der humanoide Roboter einsatzfähig sein.
So sollen die Tesla-Modelle schon seit Jahren selbstständig fahren können, doch schaffen die Fahrzeuge auf der Autonomie-Skala derzeit nur Stufe 2 von 5. Vor zwei Jahren versprach Musk Robotaxis, auf die die Welt bis heute wartet.
Autos ähneln Robotern immer mehr
Zwar wäre ein Scheitern des Roboter-Projekts keine wirkliche Bedrohung für Tesla. Der Gesichtsverlust würde sich in Grenzen halten; „Optimus“ wäre eine der vielen Versprechungen von Musk, die nicht eingehalten wurden.
Der Tesla-Chef betont zu Recht, dass ein Auto mit seinem Zentralcomputer und autonomer Fahrtechnik immer mehr einem Roboter ähnele. Da sind Programme und Konzepte für Künstliche Intelligenz auf den Autobau übertragbar, die Arbeit an dem Projekt wäre nicht ganz vergeblich gewesen.
Es besteht jedoch die Gefahr für Tesla, sich zu verzetteln. Statt Entwickler und KI-Experten mit ihren klugen Ideen und smarten Konzepten auf das autonome Fahrsystem zu setzen, laufen sie Gefahr, an einem Roboter zu scheitern.
Mehr: Zur Produktion von Autos: Tesla will Roboter-Menschen bauen.
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Na ja - ob es ein Irrweg ist, den humanoiden Roboter mit Beinen auszustatten und (auch) tanzen zu lassen, das sollte man Herrn Musk überlassen; im Verkauf ist er besser als wir alle. Aber worauf es wirklich ankommt: die KI, sei sie humanoid oder nicht, entwickelt sich gerade sprunghaft weiter. Sie lernt natürliche Sprache und damit den einzelnen Menschen zu verstehen, nicht nur anonyme Datenmengen.
Und wir sollten nicht vergessen, es sind einzelne Menschen die Autos fahren oder gefahren werden - und inzwischen auch deren Herstellung betreiben, oder zumindest das, was die Kuka- und sonstigen Roboter ihnen übrig lassen.
Und das Verständnis natürlicher Sprache war trotz Alexa & Co. bisher praktisch Null. Aber jetzt passiert eine Menge, siehe nur die "Thought Chains" der Hochschule Meschede und der Zuse-Akademie, oder ALKUIN.