Kommentar: Enteignung von Nexperia – Chip-Streit kennt nur Verlierer


Der Westen und China entfremden sich immer mehr. Nirgendwo zeigt sich das in diesen Tagen so deutlich wie bei Nexperia, einem kleinen, bislang nur Branchenkennern bekannten Chiphersteller aus Nijmegen. Die Regierung der Niederlande hat die chinesischen Eigentümer des Unternehmens gerade enteignet. So solle verhindert werden, dass wertvolles Wissen in die Volksrepublik abfließe.
Als Reaktion darauf hat die Regierung in Peking einen Ausfuhrstopp für in China produzierte Nexperia-Chips verhängt. Das trifft Kunden auf der ganzen Welt, unter anderem die deutschen Automarken. Möglich, dass bald schon vielerorts die Bänder stillstehen, weil Bauteile von Nexperia fehlen.
Die Abkopplung wird teuer, für alle
Der Fall ist das wohl drastischste Beispiel für die Spaltung der Tech-Welt. Zwar existieren schon lange wechselseitige Ausfuhrbeschränkungen. So hat China den Export wichtiger Materialien für die Halbleiterindustrie immer wieder einmal gestoppt. Die USA wiederum verweigern der Volksrepublik die modernsten amerikanischen KI-Chips von Nvidia und AMD. Dass eine Regierung aber einen ganzen Konzern beschlagnahmt, das ist einzigartig.
Die Folgen dieser Abkopplung werden die Menschen auf der ganzen Welt zu spüren bekommen. Kurzfristig werden immer wieder einzelne Chips fehlen. Das wird zu Lieferengpässen führen – von Kaffeemaschinen bis zu Fahrzeugen.

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Langfristig werden Chips mehr kosten, und damit auch die Endprodukte. Jeder wird das im eigenen Geldbeutel spüren. Denn die Branche hat bislang hocheffizient gewirtschaftet, mit weltweit verteilten, extrem spezialisierten Werken. Das ist deshalb so wichtig, weil die häufig mehrere Milliarden Euro teuren Fabriken sich nur dann lohnen, wenn sie voll ausgelastet sind.
Damit ist es jetzt vorbei. Denn niemand kann sich mehr darauf verlassen, dass die Chips vom anderen Ende der Welt auch tatsächlich geliefert werden, oder besser: geliefert werden dürfen. Um die eigene Industrie verlässlich zu versorgen, braucht es also Halbleiterfabriken vor der eigenen Haustür. Das wird, so viel steht fest, hohe Investitionen erfordern.





Und noch etwas ist besorgniserregend: Künftig werden die Kunden der Chipindustrie nicht mehr auf die innovativste und für sie beste Lösung am Markt zugreifen können. Der Chipkrieg zwischen Ost und West bremst damit den Fortschritt. Verlieren werden daher beide Seiten.
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Erstpublikation: 14.10.2025, 14:29 Uhr.





