Kommentar Es gibt zwei Risiken für die Börsenkurse

Mehr Tests sollen für mehr Sicherheit sorgen. Aber das Risiko von Rückschlägen ist nicht zu unterschätzen.
Die Kapitalmärkte haben sich nach dem Absturz im März stabilisiert. Dabei spielen zwei Faktoren eine wichtige Rolle: Abhängigkeit der Kurse von der Unterstützung durch Notenbanken und die Hoffnung auf eine Lockerung des „Great Lockdown“, wie die Blockade der Weltwirtschaft genannt wird. Das Copyright auf den Begriff hat offenbar Gita Gopinath, die Chefökonomin des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Der Einsatz der Notenbanken ist massiv. Nach Berechnung der US-Bank JP Morgan haben die Notenbanken der USA, der Euro-Zone, Japans und Großbritanniens in der Finanzkrise 2008 ihre Bilanzen von August bis Oktober von unter zwölf auf 18 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufgepumpt.
Von Februar bis April des laufenden Jahres geht es nach Schätzung der Bank von 42 auf 54 Prozent, für das kommende Jahr sagen die Ökonomen dort weitere sieben Prozent voraus.
Über die Lockerungen wird in dieser Woche politisch diskutiert – und gestritten.
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Warnung vor Zombie-Märkten
Beide Punkte sind heiß umstritten. Mit Blick auf die Geldflut der Notenbanken spricht der US-Ökonom Mohamed El-Erian sogar von „Zombie-Märkten“, die allein durch Hilfe von außen überleben. Und bei den Hoffnungen auf Lockerungen wird leicht übersehen, dass sie möglicherweise rückgängig gemacht werden, wenn danach die Pandemie wieder hochkocht.
Es gibt aber einen wichtigen Unterschied zwischen den beiden Faktoren. Die Abhängigkeit von den Notenbanken ist zwar problematisch, weil sie die Märkte verzerrt, sodass die Kurse weniger denn je die Risiken der Geldanlage widerspiegeln.
Auf der anderen Seite: Die Notenbanken haben die Kurse schon in der langjährigen Boomphase getrieben und jetzt in der Krise auch wieder aufgefangen. Deswegen ist keineswegs ausgeschlossen, dass diese Unterstützung bestehen bleibt.
Die Notenbanken werden ihre Bilanzen erst dann sehr vorsichtig und langsam schrumpfen lassen, wenn die Krise vorbei ist. Dagegen gilt: Wenn die Pandemie sich demnächst wieder verschärft, wird das unmittelbar auf die Märkte durchschlagen.
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