Kommentar Europas Zukunft steht auf dem Spiel: Chiphersteller sollten zusammenarbeiten

Das Unternehmen gehört zu den größten Chipherstellern Europas.
Außerhalb der IT-Industrie ist es kaum jemandem aufgefallen. Kürzlich hat der chinesische Internetkonzern Alibaba seinen ersten selbstentwickelten Chip vorgestellt. Es ist eine Nachricht mit Folgen. Sie zeigt, dass die Volksrepublik mit aller Macht in eine der wichtigsten Zukunftsbranchen drängt: die Halbleiter.
Bislang spielt China bei Chips kaum eine Rolle. Das Land ist der weltgrößte Verbraucher der Bauelemente, besitzt aber keine nennenswerte Halbleiterindustrie. Dass das unmöglich so bleiben kann, hat den Chinesen jüngst Donald Trump vor Augen geführt. Der US-Präsident untersagte US-amerikanischen Firmen, chinesische Kunden zu beliefern. Vor allem für den Smartphone-Produzenten Huawei ist das eine Katastrophe.
Die Chinesen versuchen seit Jahren, sich aus der Abhängigkeit der dominierenden US-Chipindustrie zu befreien. Die Ankündigung von Alibaba zeigt, dass die Unternehmen auf einem guten Weg sind.
Europa dagegen hätte einem solchen Boykott nicht viel entgegenzusetzen. Hier haben zwar drei der renommiertesten Chiphersteller der Welt ihre Heimat: Infineon, ST Microelectronics und NXP, also Firmen mit viel Know-how. Aber sie sind auch vergleichsweise kleine Unternehmen, die sich auf ausgewählte Bereiche konzentrieren müssen.
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Chinesische Konzerne wie Alibaba oder Huawei verfügen über ungleich größere Ressourcen, die sie jetzt in Chips für Wachstumsfelder wie Künstliche Intelligenz stecken. Auch bislang nicht bei Halbleitern tätige IT-Riesen wie Google, Amazon oder Microsoft investieren auf diesem Gebiet.
Europa darf nicht am Rande stehen. Es könnten wesentliche Bauteile etwa fürs autonome Fahren fehlen, wenn Amerikaner oder Chinesen beschließen, nicht mehr zu liefern. Politik und Konzerne sind gefordert: Es gilt, über Grenzen und Firmen hinweg zusammenzuarbeiten, den Wettbewerb aufzunehmen. Europas Zukunft steht auf dem Spiel.
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