Kommentar Exxon Mobil sollte den aktivistischen Investoren dankbar sein

Der Ölmulti unter CEO Darren Woods ist ins Visier aktivistischer Investoren geraten und sollte die Chance zum Wandel nutzen.
Noch vor zehn Jahren wäre dieser Satz an der Wall Street undenkbar gewesen: „Aktivistische Investoren drängen den US-Ölkonzern Exxon Mobil, sich von fossilen Brennstoffen zu verabschieden.“ Damals war Exxon das Unternehmen mit dem höchsten Börsenwert weltweit. Hohe Ölpreise und eine solide Nachfrage sorgten für satte Gewinne und hohe Dividenden.
Alternative Energien waren in der Finanzwelt noch immer in Nischenfonds für nachhaltige Anleger verbannt. Und aktivistische Investoren waren vor allem unterwegs, um möglichst schnell den Gewinn und damit die Dividenden von Unternehmen zu maximieren.
Heute hat sich dieses Bild komplett gewandelt. Nicht nur die Politik in Washington drängt unter US-Präsident Joe Biden auf CO2-Reduzierung und den Ausbau alternativer Energien. Auch immer mehr Analysten haben zuletzt den Exxon-Kurs kritisiert, weil der Ölgigant sich immer noch auf fossile Brennstoffe versteift. Mit den aktivistischen Investoren, die ebenfalls auf erneuerbare Energien pochen, nimmt das Ganze eine neue Dimension an.
Die Wall Street macht mobil gegen die Ewiggestrigen der Energiebranche, und das ist gut so. Dabei kommt der Druck mit den aktivistischen Investoren von jenen Spielern, die eigentlich nicht für grüne Ideologien bekannt sind. Sondern dafür, nur ihren Gewinn im Auge zu haben. Carl Icahn, Bill Ackman, Paul Singer kommen in den Sinn – Investoren, die mit ihren Milliarden Aufsichtsräte oder ganze Vorstände austauschen.
Exxon Mobil sollte den Investoren dankbar sein und auf sie hören. Sonst verpasst der Konzern seine eigene Zukunft.
Überall in der Welt stellen sich die Energie-Unternehmen auf eine neue Welt mit weniger CO2-Ausstoß und neuen Energieformen um. Nur in den USA haben die Öl- und Gaskonzerne die neue Wirklichkeit weitgehend verdrängt. Während etwa europäische Größen wie Shell, BP, Total und Eni einen radikalen Wandel hin zu klimafreundlicheren Energien einläuten, haben sich Exxon, Chevron und Conoco Phillips kaum auf die Zeit nach dem Öl eingestellt.
Aktivistische Investoren sind keine Greenpeace-Aktivisten
Nicht zuletzt, weil der ehemalige US-Präsidenten Donald Trump sie mit Deregulierung und Bohrgenehmigungen unterstützte, statt Anreize für alternative Energien zu schaffen, konnten sie ihr altes Geschäftsmodell der fossilen Brennstoffe weiterführen. Doch damit haben sie den Anschluss an die neue Energiewelt verpasst.
Es ist auch nicht so, als hätten die aktivistischen Investoren und Pensionsfonds nicht ihre eigenen Interessen und das Geld im Blick. Es handelt sich hier immer noch um die Wall Street und nicht um Greenpeace-Aktivisten, die sich an die Finanzmärkte verirrt haben.
Aber auch die Wall Street hat eines verstanden: Die Dividenden werde in Zukunft nur dann fließen, wenn die Ölkonzerne ihr Geschäftsmodell umstellen. Das muss jetzt nur noch der Vorstand von Exxon verstehen.
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