Kommentar Familienunternehmen brauchen mehr Vielfalt, um zukunftsfähig zu bleiben

Diverser zusammengesetzte Teams arbeiten erfolgreicher.
Kontinuität war bislang ein hohes Gut an der Spitze von Familienunternehmen: Mitarbeiter konnten sich darauf verlassen, dass ihre Führungskräfte in Jahrzehnten und nicht in Quartalen denken. Auch für Banken, Lieferanten und Kunden war und ist die Langfristperspektive wichtig.
Viele Familienfirmen haben auch das Motto „Nur wer sich wandelt, bleibt sich treu“ verinnerlicht. Sie haben zum Teil mehr als ein Jahrhundert lang ihr Geschäftsmodell immer wieder an die Märkte und Kundenbedürfnisse angepasst. Dass sehr viele von ihnen da sehr lange sehr erfolgreich waren, spricht für die Familienunternehmen.
Blickt man auf die obersten Entscheidungsgremien dieser Unternehmen, herrscht dort oft noch sehr viel Kontinuität und sehr wenig Wandel. Dabei gibt es ja immer mehr potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger, weil die Familien von Generation zu Generation wachsen.
Dennoch ist es mit der Diversität nicht weit her, wie eine aktuelle Studie der Personalberater von Russel Reynolds zeigt. In der Stichprobe von 100 großen, repräsentativ ausgewählten Familienunternehmen leisten sich 40 Prozent Aufsichtsgremien ohne eine einzige Frau, 90 Prozent verzichten jeweils auf digitale und internationale Expertise.
Bei allem bisherigen Erfolg erscheint das nicht mehr zeitgemäß. Denn die Konkurrenz kommt heute aus völlig anderen Branchen und Märkten. Und inzwischen ist vielfach belegt, dass in jeder Hinsicht diversere Teams erfolgreicher sind.
Daher sollten Familienunternehmen ihre Spitzengremien diverser aufstellen. Gute Argumente gibt es genug:
Erstens wandeln sich immer mehr Unternehmen von familiengeführten zu familienkontrollierten Unternehmen. Aufsichts- und Beiräte werden so zu den strategischen Schaltstellen. Zweitens herrscht bereits heute bei vielen Familienunternehmen großer Nachholbedarf zum Beispiel beim Thema Digitalisierung und Cybersicherheit.
Drittens hat die Coronakrise nur für sehr kurze Zeit den Kampf um die Digitalexperten etwas abgeschwächt. Er ist inzwischen wieder voll entbrannt. Kein Familienunternehmen sollte es sich leisten, auf weibliche oder internationale Talente zu verzichten. Familienunternehmen müssen daher noch attraktiver für Hochschulabsolventen, Managerinnen und Manager werden. Diversität zieht Diversität an, lautet die Devise.
Viertens sind die meisten Familienunternehmen zu Recht stolz auf schnelle Entscheidungswege. Beim Thema Vielfalt könnten sie ohne viele Kosten in kurzer Zeit viel bewegen. Überzeugt?
Mehr: Deutsche Familienunternehmen haben Defizite bei der Diversität
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