Kommentar Finger weg von Twitter, Herr Musk!

Mit seinen Tweets könnte sich Tesla-Chef Elon Musk in Schwierigkeiten gebracht haben.
New York Es gibt derzeit zwei prominente Menschen in den USA, denen man manchmal am liebsten den Twitter-Zugang verbieten würde. Der eine sitzt im Weißen Haus und der andere an der Westküste.
Der Tesla-Chef Elon Musk hat sich mit seinem Tweet vergangene Woche juristische Probleme aufgehalst, die nicht nötig waren. Am Dienstag hatte Musk getwittert, dass er sein Unternehmen bei einem Aktienkurs von 420 Dollar von der Börse nehmen könnte.
Die Finanzierung sei „gesichert“, fügte er hinzu. Es ist vor allem die letzte Aussage, die ihm nun zum Verhängnis werden könnte. Denn, wenn sich herausstellt, dass die Finanzierung zum Zeitpunkt des Tweets nicht gesichert war, wäre das Irreführung der Investoren und damit Kursmanipulation. Das wäre dann auch ein gefundenes Fressen für alle Anwälte, die klagen wollen.
An diesem Montag hat Musk nun versucht, in seinem Blog zu erklären, wie es zu dem Tweet kam. Er habe die Vertreter des saudischen Staatsfonds am 31. Juli getroffen. Danach sei er sicher gewesen, dass die Saudis die Abkehr von der Börse finanzieren werden. Man sei weiterhin in Verhandlungen.
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Das reicht nicht, Herr Musk. Das ist noch kein Deal. Von gesicherter Finanzierung kann nicht die Rede sein. Die Juristen werden sich nun auf ihn stürzen. Investoren, die nach der Ankündigung vergangene Woche gekauft haben, können nun ebenso klagen wie die verhassten Leerverkäufer, die auf sinkende Kurse spekuliert hatten.
Ironischerweise wollte Musk mit seinem Abgang von der Börse mehr Zeit für unternehmerische Entscheidungen haben, ohne sich alle drei Monate mit Quartalszahlen und Analysten rumschlagen zu müssen. Stattdessen muss er sich jetzt auch noch mit Anwälten herumschlagen. Welche der beiden Spezis unangenehmer sind, ist nur schwer zu sagen.
Abgesehen davon, dass man mit frühem Ausplaudern auch die eigene Verhandlungsposition extrem verschlechtert, zeigen die Tweets und Blog-Einträge von Musk vor allem eins: Der extrem mutige, kreative und vielleicht sogar visionäre Unternehmer hat ein gestörtes Verhältnis zum System Börse.
Er kann oder will sich einfach nicht an die vorgegeben Regeln halten. Das ist ja gut, wenn es darum geht, eine schläfrige Branche aufzumischen. Aber wenn man das Geld der Aktionäre an der Börse aufnimmt, muss man sich an die Regeln halten. Und die heißen nun einmal: korrekte und gleiche Informationen für alle.
Da hilft es auch nicht, wenn Musk nun in seinem Blog erklärt, dass er in seinen Tweets und Blogeinträgen für sich selbst spricht als potenzieller Bieter für Tesla. Als CEO des Unternehmens gibt es da eine leichte Überlappung, die das Ganze etwas komplizierter macht.
In einem kann man dem Tesla-Chef angesichts seines stümperhaften Verhaltens an der Börse allerdings recht geben: Musk wäre tatsächlich besser als privater Unternehmer aufgehoben. Bis dahin, lieber Herr Musk: Lassen Sie ihre Tweets bitte von Juristen gegenlesen!
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