Kommentar Für Anleger ist vor Aktienkäufen der Blick aufs Meer hilfreich

Wenn auf den Ozeanen wieder mehr Verkehr herrscht, heißt das, dass es mit der Wirtschaft aufwärts geht.
Der Seemann hat den klaren Blick übers Wasser in die Weite. So klar können Anleger zwar nicht die Börsenkurse von morgen sehen, aber auch für sie lohnt sich der Blick aufs Meer – denn hier schauen sie in die Zukunft: Der Frachtratenindex hat sich in fünf Monaten verfünffacht.
Diese Messlatte „Baltic Dry“ bildet die Transportpreise für Güter wie Kohle, Eisenerz, Zement und Getreide auf wichtigen Schiffsrouten ab. Sie spiegelt daher die Konjunkturlage wider, denn ein Großteil der Rohstoffe und Waren wird über die Weltmeere transportiert.
Dass auf den Ozeanen wieder mehr Verkehr herrscht, heißt: Mit der Wirtschaft geht es nach den Einbrüchen im Frühjahr wieder aufwärts. Für die Aktienmärkte ist das eine gute Nachricht, denn am Ende entscheiden die Konjunkturen über das Börsengeschehen.
Eine wichtige Rolle spielt China. Das Riesenreich hat das Coronavirus augenscheinlich in den Griff bekommen. Exporte und Importe ziehen an. Die Wirtschaft läuft.
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Wenn das bevölkerungsreichste Land solche Signale sendet, ist das ein gutes Zeichen für die Konjunktur auf dem gesamten Globus. Kein Wunder, dass die chinesischen Aktien in diesem Jahr ein Fünftel an Wert gewonnen haben. Es ist die beste Bilanz unter den großen Märkten.
Liquidität ist ein weiterer Treiber der Börse
Aber auch aus anderen Ländern gibt es gute Signale, zumal die Regierungen trotz steigender Infektionszahlen ihr Wirtschaftsleben nicht ein zweites Mal lahmlegen dürften. Es wäre ein Zerstörungsprogramm für Unternehmen und Arbeitsplätze. Daher sollten die besseren Konjunkturdaten etwa in Deutschland auch in den kommenden Monaten anhalten. Das würde die Aktienstimmung stützen.
Die Konjunkturperspektiven sind aber nicht der einzige Treiber der Börse: Ein weiterer Schlüssel ist Liquidität. Wenn es viel davon gibt, können Anleger kaufen und so die Kurse nach oben bringen.
Und wohl nie gab es mehr Liquidität als heute. Die Notenbanken denken seit dem Frühjahr in bisher ungekannten Größenordnungen. Sie überschwemmen die Märkte mit Geld. Regierungen üben sich inzwischen in der gleichen Disziplin.
Die Stützungsprogramme haben mittlerweile eine Größenordnung erreicht, die die Vorstellungskraft sprengt. Ein börseninteressierter Matrose könnte vergleichen. Er kann auf 1,4 Milliarden Kubikkilometer Wasser in Meeren und Ozeanen fahren – das ist genauso unvorstellbar viel Liquidität wie die 120 Milliarden Dollar, die die US-Notenbank Fed monatlich mit ihrem Anleihekaufprogramm in den Markt pumpt.
Das ist eine gute Nachricht für Börsianer. Auch für Landratten mit Aktiendepot.
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