Kommentar Für das chinesische Fintech Ant scheinen die goldenen Zeiten vorbei zu sein

Das chinesisches Fintech soll zur Finanzholding werden.
Die vergangenen Monate waren für den chinesischen Finanzdienstleister Ant und seinen Gründer Jack Ma eine wahre Achterbahnfahrt. Nach der spektakulären Absage des bis dahin als größter Börsengang der Welt gehandelten IPOs im November folgten zahlreiche Gespräche mit Chinas Regulierern. Ma, der für seine schillernden Auftritte bekannt ist, musste mehrere Monate lang komplett abtauchen. Im März verließ der CEO des Konzerns, Simon Hu, das Unternehmen.
Seit Montag hat die Unsicherheit ein Ende: Nun ist klar, wie die Restrukturierung des Unternehmens aussehen wird. Und es wird deutlich, dass der Traum vom größten Börsengang der Welt für Ant endgültig ausgeträumt sein dürfte.
Denn das lukrative und stark wachsende Kreditgeschäft soll nach dem Wunsch der Zentralbank von dem Zahlungsdienstleistungsgeschäft getrennt werden und strengeren Regeln unterliegen.
Den stärksten Einfluss aber wird haben, dass das Unternehmen künftig als Finanzholding firmiert und damit der Aufsicht des Bankenregulierers unterliegen wird. Und dieser wird sichergehen, dass Ant bei der Kreditvergabe mehr Vorsicht walten lässt und die hohen Wachstumsraten im Kreditgeschäft der Vergangenheit angehören.
Die Regulierung war überfällig. Das Geschäft von Ant war zum Teil darauf ausgelegt, bei nahezu null Refinanzierungskosten für das Unternehmen auch solchen Menschen Kredite auf dem Silbertablett zu servieren, die sich mit der Rückzahlung möglicherweise übernehmen.
Das kurbelt zwar den Konsum an. China hat allerdings schon einmal schlechte Erfahrungen mit diesen Verlockungen gemacht, damals noch mit den sogenannten Peer-to-Peer-Geschäften. Manche Menschen verschuldeten sich so übermäßig, dass sie sogar als einzigen Ausweg den Selbstmord sahen.
Keine guten Aussichten
Was die Restrukturierung für den Zeitpunkt des eigentlich für November 2020 geplanten IPOs des Unternehmens bedeuten wird, ist unklar. Die Umstellung allein dürfte in jedem Fall einige Zeit und viel Geld in Anspruch nehmen. Zudem ist zu erwarten, dass die chinesischen Regulierer Fintechs noch weitere Regeln auferlegen werden.
So schielen sie wohl bereits auf die Konsumentendaten von Ant. Abgesehen davon, dass Chinas Staatsführung damit die ohnehin schon massive Überwachung ihrer Bürger noch mehr ausweitet, sind das keine guten Aussichten für ein Unternehmen, dessen Geschäftsmodell im Wesentlichen auf der Sammlung und Auswertung von Kundendaten basiert.
Die Umstrukturierung wird das milliardenschwere Unternehmen voraussichtlich noch gut wegstecken. Doch die goldenen Zeiten dürften endgültig vorbei sein.
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