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Kommentar Für Deutschland war die Reaktorkatastrophe in Fukushima ein heilsamer Schock

Der Entschluss, endgültig aus der Atomkraft auszusteigen, war richtig: Heute streiten wir zwar noch über das Tempo der Energiewende, aber nicht mehr über ihre Notwendigkeit.
10.03.2021 - 17:43 Uhr 1 Kommentar
Der Leiter eines Untersuchungsteams der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Mike Weightman, besichtigt die Ruinen des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi. Quelle: Reuters
Untersuchungsteam in Fukushima

Der Leiter eines Untersuchungsteams der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Mike Weightman, besichtigt die Ruinen des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi.

(Foto: Reuters)

Für Japan und die Region um Fukushima war der 11. März 2011 eine Katastrophe, die noch heute nachwirkt. Erst verwüstete ein Tsunami große Landstriche, dann kam es im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi zur Kernschmelze. Das radioaktive Material, das damals freigesetzt wurde, belastet die Umgebung noch heute.

Auch in Deutschland war die Betroffenheit groß. Der Schock war aber auch heilsam. Deutschland entschloss sich, endgültig aus der Atomkraft auszusteigen, und verschrieb sich der Energiewende. Heute, zehn Jahre später, ist schon viel erreicht: Das letzte AKW geht im kommenden Jahr vom Netz, die erneuerbaren Energien decken etwa die Hälfte des Stromverbrauchs, und sogar der Ausstieg aus der Kohle ist eingeleitet.

Vor allem aber kehrte vor zehn Jahren eine gesunde Rationalität in die deutsche Energiepolitik ein.

Seit Fukushima wird nicht mehr über den Sinn der Energiewende gestritten, sondern nur noch über Tempo und Ausgestaltung. Ohne Fukushima wäre in Deutschland weder der Atomausstieg beschleunigt worden, noch wären Wind- und Solarenergie so konsequent ausgebaut worden. Und den Mut, neben der Atomkraft auch noch aus der Nutzung der Kohle auszusteigen, hätte Deutschland mit Sicherheit nicht aufgebracht.

Bis zur Katastrophe in Fukushima wurde ernsthaft über den Sinn der Energiewende gestritten. Nur wenige Monate bevor die schrecklichen Bilder aus Japan die Deutschen erschütterten, war der 2000 eingeleitete Ausstieg aus der Atomkraft noch entscheidend revidiert worden. Die damalige schwarz-gelbe Bundesregierung verlängerte die Laufzeiten der damals noch 17 Atomkraftwerke um acht bis 14 Jahre. Das letzte Atomkraftwerk wäre erst in den 2030er-Jahren vom Netz gegangen.

Auch der Kohleausstieg gelang im Konsens

In der Energiepolitik gilt es immer, drei Ziele zu beachten: die Nachhaltigkeit, aber auch die Versorgungssicherheit und die Wirtschaftlichkeit. Je nach Interessenlage werden die Ziele unterschiedlich gewichtet. Die Wirtschaft pocht auf Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit, Umweltschützer fordern Nachhaltigkeit. Das ist legitim und kann Energiepolitik befruchten, wenn konstruktiv an einem Konsens gearbeitet wird.

Das war damals, vor Fukushima, aber nicht der Fall. Der Konsens, der um die Jahrtausendwende beim Atomausstieg gefunden worden war, war aufgekündigt. Mit der Laufzeitverlängerung erlitt die Energiewende seinerzeit einen herben Rückschlag.

Seit Fukushima leiten Nachhaltigkeit und Klimaschutz die Energiepolitik. Es ist nicht so, dass Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit nicht mehr ausreichend beachtet werden. Doch wird inzwischen versucht, die Ziele konstruktiv in Einklang zu bringen.

Im Hintergrund des Atomkraftwerks Grohnde drehen sich Windräder: Nach Fukushima wurde in Deutschland die Energiewende beschleunigt. Quelle: dpa
Atomkraftwerk Grohnde

Im Hintergrund des Atomkraftwerks Grohnde drehen sich Windräder: Nach Fukushima wurde in Deutschland die Energiewende beschleunigt.

(Foto: dpa)

Ja, es gab Klagen gegen den Atomausstieg. Die Konzerne stellten aber nicht mehr den Beschluss infrage, sondern pochten nur auf eine angemessene Entschädigung. Diese steht den Unternehmen auch zu, wenn es gilt, die Energiewende im Einvernehmen voranzubringen. Im Konsens wurde die Finanzierung der Entsorgung geklärt und im vergangenen Jahr sogar der Ausstieg aus der Kohleförderung und -verstromung.

Natürlich wurde der Kohleausstieg von heftigen Protesten begleitet, und vielen Umweltschützern ist der Zeitplan nicht ambitioniert genug. Schließlich soll das letzte Kohlekraftwerk erst 2038 abgeschaltet werden. Aber das Konzept wurde von einer Kommission vorbereitet, in der Vertreter von Umweltverbänden, Wirtschaft, Politik, Gewerkschaften und Gesellschaft vertreten waren. So etwas wäre vor Fukushima undenkbar gewesen. Und auch die Kohlekonzerne stimmten nach vergleichsweise kurzen Verhandlungen zu.

Eon, RWE, EnBW und Vattenfall haben eine neue Zukunft

Besonders schmerzhaft waren die Konsequenzen, die die Politik 2011 gezogen hat, für die Atomkonzerne. Doch auch diese haben ihre eigene Energiewende gemeistert, auch wenn der Prozess sehr schmerzhaft war: Eon ist zur Macht bei Vertrieb und Netz geworden, EnBW baut die ersten subventionsfreien Wind- und Solarparks, Vattenfall hat sich der Last der Braunkohle entledigt – und der RWE-Konzern verkraftet nach dem Atom- sogar den Kohleausstieg, ist inzwischen einer der größten Produzenten von grünem Strom. Alle vier Konzerne haben eine Zukunft – und das ist keine Selbstverständlichkeit.

Läuft heute, zehn Jahre nach Fukushima, alles perfekt und harmonisch? Nein, natürlich nicht. Dem einen geht es bei der Energiewende zu langsam, dem anderen zu schnell. Aber es geht voran. Solarenergie hat den Durchbruch geschafft, Windenergie ist zur wichtigsten Säule der Energieversorgung geworden. Großflächige Stromausfälle sind ausgeblieben. Und Deutschland wird auch den Kohleausstieg verkraften.

Die Herausforderungen bleiben groß. Jetzt gilt es, im Verkehrssektor und der Industrie den Klimaschutz voranzubringen. Auch das wird Deutschland meistern. Fukushima war eben ein Schock, aber ein heilsamer.

Mehr: Zehn Jahre nach Fukushima: Diese Zahlen zeigen die extreme Veränderung der Energiewelt

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1 Kommentar zu "Kommentar: Für Deutschland war die Reaktorkatastrophe in Fukushima ein heilsamer Schock"

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  • Herr Flauger wer bezahlt Sie? Wieder so ein absoluter Schwachsinn grüner Ideologen, die zu faul oder zu dumm sind sich wirklich mit der Materie zu befassen. Der dümmste Anfang der "Energiewende" dieser Oberphysikerin, den man sich vorstellen kann, war die Abschaltung deutscher Kernkraftwerke auf die Schiene zu setzen. Daß es nicht funktioniert pfeifen selbst in Berlin mittlerweile die Spatzen von den Dächern. Die Japaner hatten ein Problem und haben es gelöst. Die deutsche "Regierung" hat das zum Anlaß genommen, dem Land einen- noch- unabsehbaren Schaden zuzufügen.Nicht nur die höchsten Strompreise In allen OECD -Ländern, als volkswirtschaftlicher Schaden, sondern auch immer größere Versorgungsunsicherheit. Ohne die Atomkraftwerke in unseren Nachbarländern wären in diesem Winter schon mindestens 5 Mal in Deutschland die Lichter ausgegangen.

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