Kommentar Für die UBS stellt sich nach der Bilanz die Sinnfrage

Die Schweizer betreuen mehr Vermögende als alle anderen Banken.
Sergio Ermotti gebührt Dank. Der Chef der Schweizer Großbank UBS hat nach seinem Amtsantritt 2011 konsequenter als andere Bankmanager hinterfragt, welches Ziel ein Geldhaus verfolgt.
Ermottis Vorgänger, der Deutsche Oswald Grübel, war über die Zockerei eines Londoner Händlers gestolpert, der in kurzer Zeit mehr als zwei Milliarden Dollar verspielt hatte. Ermotti zog die richtigen Schlüsse. Radikal strich er die Investmentbank zusammen, deren Händler in den Jahren vor der Finanzkrise das Zepter an sich gerissen hatten.
Klarer als andere sah der Schweizer, dass in Zeiten schärferer Kapitalanforderungen und Regulierung das vermeintlich glamouröse Handelsgeschäft ein Auslaufmodell ist. Der Erzrivale Credit Suisse und die Deutsche Bank erkannten das erst viel später.
Das neue Geschäftsmodell, das Ermotti der UBS verordnete, erwies sich als Erfolgsgeschichte: Die Bank verschrieb sich der lukrativen Betreuung vermögender und ultrareicher Kunden. Heute rühmt sie sich, jeden zweiten Milliardär der Welt zu kennen. Doch die Zukunftsaussichten trüben sich ein.
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Schon die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die herrschenden Minuszinsen machen hohe Vermögen, so sie nicht in Aktienfonds und anderen teuren Produkten stecken, für die UBS zur Last statt zur Gewinnmaschine. Die Bank betont bereits, manche Kunden verabschieden zu müssen. Auch die Provisionseinnahmen sinken, da die Superreichen ihr Geld immer öfter selbst verwalten, statt es den Privatbankiers anzuvertrauen. Die Klientel, die die UBS groß gemacht hat, wird wankelmütig.
Am Beginn der 2020er-Jahre steht die UBS damit vor der nächsten Neuausrichtung. Gerade junge Banker stellen zunehmend die Frage nach dem „Purpose“, dem Sinn, des Bankgeschäfts.
Ermotti sollte das als Chance begreifen – und mit der nächsten Generation darüber nachdenken, welches Ziel die UBS im neuen Jahrzehnt verfolgen will. Klar ist: Allein daraus, die Reichen dieser Welt noch reicher zu machen, kann es nicht bestehen.
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