Kommentar Für eine Reform des US-Gesundheitssystems braucht es mehr als ein paar Top-Manager

Das-US-Gesundheitssystem hat den Ruf, teuer und ineffizient zu sein.
Wer glaubt, dass ein paar Topmanager ausreichen, um das US-Gesundheitssystem zu reformieren, der wurde in diesen Tagen eines Besseren belehrt: Jeff Bezos, Warren Buffett und Jamie Dimon haben ihren Versuch aufgegeben, ein eigenes Gesundheitssystem aufzubauen.
Damit sind auch drei Superhelden der US-Wirtschaft – die CEOs des Onlinehändlers Amazon, der Investment-Holding Berkshire Hathaway und der größten US-Bank JP Morgan – an der Aufgabe gescheitert, den Amerikanern ein bezahlbares und gutes Gesundheitswesen zu bieten.
Auch sie konnten den „gefräßigen Bandwurm“, wie Starinvestor Buffett die verschiedenen Spieler im US-Gesundheitssystem einst nannte, nicht bändigen. Woran Hillary Clinton einst scheiterte, was Barack Obama nur ansatzweise gelang und was Donald Trump gar nicht erst groß versuchte, das haben auch die Stars der Wirtschaft nicht geschafft.
Dabei hatten sie alles, was man sich wünschen konnte: Das digitale Innovationsgenie von Bezos, den strategischen Röntgenblick von Buffett, die Krisenerfahrung von Bankchef Dimon und insgesamt eineinhalb Millionen Mitarbeiter, an denen man das neue System hätte ausprobieren können. Gemeinsam wollten sie einen eigenen Krankenversicherer mit eigenem digitalisierten Ärztesystem und Zugang zu Medikamenten aufbauen. Das alles zu günstigen Preisen, weil die Beteiligten keinen Gewinn damit machen wollten.
US-Gesundheitswesen: Widersprüchliche Interessen blockieren Reformen
Das Ganze sollte als Blaupause dienen für ein System, das später auch anderen zur Verfügung stehen sollte. Auf ihm lagen die Hoffnungen auf eine Alternative zum teuren, ineffizienten US-Gesundheitswesen. Doch die sind nun dahin.
Die Amerikaner müssen weiterhin mit hohen Prämien und fünfstelligen Überraschungs-Rechnungen leben, weil die Ambulanz oder der Arzt im Krankenhaus zufällig nicht von der Versicherung abgedeckt wurde. Zu viele eingefahrene Interessen sind im Spiel in den USA.
Das sind nicht nur wie in Deutschland die Krankenkassen, Hospitale und Ärzte. Es sind ganze Ökosysteme von Versicherern, Krankenhäusern, Ärzten und Apotheken-Ketten. Hinzu kommen zwischengeschaltete Institutionen wie etwa die sogenannten Pharmacy Benefit Managers.
Die sollen theoretisch für die Krankenversicherer die besten Preise für Medikamente aushandeln. Doch auch diese sind meist börsennotiert und damit auf Profit aus und treiben damit die Preise noch weiter in die Höhe.
Um das US-Gesundheitssystem zu reformieren, müsste man komplett von vorn anfangen. Da es aber um Menschenleben und nicht um neue Autos oder Raketen geht, braucht es statt Superhelden mutige Politiker. Ein paar Top-Leute aus der Wirtschaft reichen nicht.
Mehr: Buffett, Bezos und Dimon geben ihr ambitioniertes Gesundheitsprojekt auf
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