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KommentarGreensill Bank zeigt unheimliche Parallelen zum Fall Wirecard – und das sollte uns aufrütteln

Ungereimtheiten in der Bilanz und ein atemberaubendes Wachstum – vieles kommt einem bekannt vor. Deutschland sollte bei der Reform der Finanzaufsicht keine Zeit mehr verlieren.Kathrin Jones 05.03.2021 - 04:00 Uhr Artikel anhören

Das Institut ist ungefähr so klein wie eine mittlere Sparkasse und beschränkte sich vor allem darauf, Anleger mit halbwegs lukrativen Festgeldangeboten anzulocken.

Foto: Bloomberg

Von der Bremer Greensill Bank hat bis vor einer Woche vermutlich kaum jemand etwas gehört. Das ist nicht weiter verwunderlich. Die Bank ist ungefähr so klein wie eine mittlere Sparkasse und beschränkte sich vor allem darauf, Anleger mit halbwegs lukrativen Festgeldangeboten anzulocken.

Aber auch wenn sich Greensill in dieser Nische bewegte und „keine systemische Relevanz“ hat, wie es die Finanzaufsicht Bafin nun zusammenfasst – die Krise des Instituts, die am Mittwoch in einem Moratorium gipfelte, ist alles andere als eine Peinlichkeit am Rande.

Denn es gibt traurige Parallelen zum Fall Wirecard. Das allein sollte reichen, um bei der versprochenen Reform der Aufsichtsstrukturen nicht noch mehr Zeit zu verlieren.

Wie bei Wirecard gibt es auch bei der Greensill Bank undurchsichtige Geschäfte mit Auslandsverflechtungen, eine in den letzten Jahren rasant angeschwollene Bilanzsumme – und den Verdacht, dass bei der Bilanzierung nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Zumindest konnte die Bank nach Angaben der Bafin keinen Nachweis über die Existenz von bilanzierten Forderungen erbringen. Dabei geht es wohl auch um Forderungen, die das Bremer Institut von seinem inzwischen insolventen britischen Mutterkonzern Greensill Capital aufgekauft hat.

Hätte die Bafin noch früher eingreifen müssen?

Man muss der Bafin zugutehalten, dass sie, nach allem, was man im Moment weiß, schon im vergangenen Sommer aktiv wurde. Damals war der Zahlungsdienstleister Wirecard unter seinen Luftbuchungen gerade zusammengebrochen und die Bafin schwer angezählt, weil sie nach Ansicht vieler Kritiker geschlafen hatte.

Bei Greensill schaltete die Aufsicht erst die Wirtschaftsprüfer von KPMG ein und schickte ein halbes Jahr später einen Sonderprüfer in die Bank, der genau kontrollieren sollte, wohin die Geldströme fließen – und sie notfalls zu stoppen.

Hätte die Behörde noch früher eingreifen können und müssen? Das muss die weitere Aufarbeitung zeigen.

Den Schaden hat zunächst einmal der Bundesverband deutscher Banken, der mit seiner Einlagensicherung für das Geld der Sparer einspringt, die sich von der Greensill Bank haben blenden lassen und nun hilflos dastehen.

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Hätte der Verband im Vorfeld besser prüfen müssen, worauf er sich einlässt, wenn er die Greensill Bank mit ins Boot holt und ihr quasi seinen Qualitätsstempel verleiht? Auch das ist eine Frage, die gestellt werden muss.

Eines ist aber unbestritten: Das berühmte „Blame Game“, das Hin- und Herschieben der Schuldfrage, das in Berlin gerade nach dem üblichen Muster anläuft, ist fehl am Platz. Es kostet unnötig Zeit. Jetzt ist die Zeit, die versprochenen Reformen endlich in die Tat umzusetzen. Egal ob große Fälle wie Wirecard oder kleine wie Greensill – Deutschland kann sich keine weiteren Blamagen mehr leisten.

Mehr: Der Gründer von Greensill Capital kämpft um das Überleben seines Unternehmens

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