Kommentar HSBC hat dem Tabubruch in Hongkong allzu leicht nachgegeben

Der Asienchef der britischen Großbank hat das umstrittene chinesische Sicherheitsgesetz für Hongkong unterstützt.
Für internationale Unternehmen war Hongkong lange Zeit ein Paradies: Gute Geschäfte, hohe Lebensqualität für die Beschäftigten, Meinungsfreiheit. Doch diese Zeiten sind vorbei. Das zeigt der Vorfall um das britische Bankhaus HSBC.
Unverhohlen drängte ein Vertreter des Pro-Peking-Lagers in Hongkong das Unternehmen öffentlich dazu, Pekings Haltung beim umstrittenen Sicherheitsgesetz zu unterstützen. China und Hongkong seien sehr große Märkte, warnte der ehemalige Regierungschef Hongkongs, CY Leung. HSBC solle wissen, welche Seite des Brotes gebuttert ist.
HSBC wusste es. Sein größtes Geschäft macht das britische Unternehmen in Hongkong. Die Bank schlug sich öffentlich auf die Seite Pekings – und positionierte sich damit gegen die Regierung in ihrem Heimatland Großbritannien, die die Sicherheitsgesetze scharf kritisiert hatte.
Der unverhohlen und öffentlich ausgeübte Druck aus dem pro-Pekinger Lager auf ein ausländisches Unternehmen in Hongkong ist ein Tabubruch. Was Unternehmen im Festland schon in Fleisch und Blut übergegangen ist, dürfte für viele Firmen in Hongkong ein Schock sein. Die Beeinflussung hat eine neue Qualität.
Wer als Manager in Festland-China eingesetzt wird, bekommt vor Amtsantritt eingebläut: Unbedingt die drei Ts vermeiden - Taiwan, Tibet, Tiananmen - Themen, über die Peking die absolute Deutungshoheit behalten will. Viele halten sich daran. Gute Geschäfte gegen Selbstzensur. Wer in Festland-China Geschäfte macht, lässt sich auf diesen Deal ein.
In Hongkong musste man diese Vereinbarung bislang in diesem Maße nicht eingehen. Dass sich das gerade rasant ändert, sollte Unternehmen in der Finanzmetropole beunruhigen. Sie sollten sich sehr genau überlegen, wie sie mit der neuen Realität umgehen.
Es sollte Grenzen geben, auch wenn es um viel Geld geht
Es gibt durchaus auch in Festland-China Spielraum, in dem sich Unternehmen bewegen können. Viele nutzen diesen auch aus, etwa um Missstände anzuprangern. Die deutschen Wirtschaftsverbände haben in den vergangenen Jahren dazugelernt und äußern inzwischen auch einmal deutlicher Kritik.
Das Vorgehen von HSBC hingegen ist völlig falsch. Es ist unvorstellbar, dass sich HSBC für ein Sicherheitsgesetz in Großbritannien mit einer Petition einsetzen würde. Warum macht es das in Hongkong? Das Unternehmen hätte besser daran getan, dem Druck nicht nachzugeben. Es sollte Grenzen geben, auch wenn es um viel Geld geht.
Das Vorgehen ist zudem kurzsichtig. Wenn der Asienchef der Bank sich so schnell politisch einspannen lässt, was folgt dann als nächste Forderung Pekings an die Bank? Die chinesische Regierung will ihre Zensur mit allen Mitteln durchsetzen. Das zeigt das Beispiel Cathay Pacific. Peking drohte damit, Flugzeuge mit Beschäftigten, die an den Protesten in Hongkong teilgenommen hätten, nicht landen zu lassen.
Wer in China Geschäfte macht, braucht ein dickes Fell, das Umfeld ist alles andere als einfach. Es braucht dafür mehr Managerinnen und Manager mit Rückgrat. Das gleiche gilt nun auch für Hongkong.
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