Kommentar IBM kann sich nur mit den Mitarbeitern neu erfinden

Der Konzern muss beweisen, dass seine Mitarbeiter nicht irgendeine Ressource sind.
Gute Nachrichten waren bei IBM in den vergangenen Jahren selten. Der Konzern hat wichtige Entwicklungen wie das Cloud-Computing zu spät erkannt und muss sich nun mühsam an die neue IT-Welt anpassen. Dass das Management dabei Stellen streicht, ist unvermeidlich. Dabei geht es jedoch häufig brutal und intransparent mit den Mitarbeitern um. Auch in Deutschland.
Wenn IBM nun ankündigt, im deutschsprachigen Raum bis zu 2200 neue Stellen zu schaffen, ist das ein wichtiges Signal: Bei Zukunftsthemen wie Cloud-Computing und künstlicher Intelligenz ist mit „Big Blue“ wieder zu rechnen. Damit die Fachleute kommen, muss die Geschäftsführung aber beweisen, dass der Faktor Mensch für sie nicht irgendeine Ressource ist – sondern die zentrale.
Der Wandel ist bei IBM eine Konstante. Rechenmaschinen für Unternehmen, wie der Name verspricht, stehen längst nicht mehr im Mittelpunkt des Geschäfts: Die PC-Sparte verkaufte der Konzern schon 2005 an Lenovo. Auch Großrechner spielen in der Bilanz nur noch eine vergleichsweise kleine Rolle.
Dieser radikale Umbau hat Spuren hinterlassen, denn das internationale Management ist dabei nicht zimperlich. Kurzfristige Kündigungen sind an der Tagesordnung, in der Regel ohne Mitteilung an die Belegschaft. Auch in Deutschland geht es hart zur Sache: Die Landesgesellschaft wollte 2016 Hunderte Mitarbeiter entlassen, scheiterte aber vielfach vor Gericht. Wohlgemerkt: Der Konzern ist profitabel.
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Eine derartige Personalpolitik mag kurzfristig die Kosten senken und den Shareholder Value steigern, langfristig zerstört sie die Moral und verschreckt Talente. Doch IBM kann sich nur gemeinsam mit den Mitarbeitern neu erfinden.
Matthias Hartmann, der neue Chef der deutschen Landesgesellschaft, zeigt dafür ein Bewusstsein. Ihm ist zu wünschen, dass der Mutterkonzern ihm ausreichend Spielraum gibt, um den nötigen Wandel zu moderieren, statt einfach zu exekutieren.
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