Kommentar In der Arbeitswelt von morgen müssen Chef und Mitarbeiter gleichberechtigt sein
Ohne Hierarchien, ohne feste Arbeitszeiten, mit wechselnden Aufträgen. Kopieren oder ein Projekt leiten: Aufgaben werden nach Laune verteilt. So wird die Arbeitswelt in zehn Jahren aussehen. Und der Chef? Für ihn wird es höchste Zeit umzuziehen. Er muss die Spitze der Pyramide verlassen, von wo aus er lange Blicke über das Tagesgeschäft schweifen ließ, um neue Ideen zu entwickeln.
Häufig starrte er einfach nur nach unten und nicht in die Ferne. Kontrollierte seine Angestellten von oben und garantierte damit nur, dass Regeln befolgt und Befehle ausgeführt werden. Kreative Ideen wurden dadurch blockiert und Produktivität nicht ausgenutzt. Die moderne Arbeitswelt stellt so komplexe Aufgaben, dass ein systematisches Abarbeiten nicht mehr funktioniert. Mitbestimmung und Teilnahme fördern, heißt auch Innovation fördern. Denn Mitarbeiter, die eigene Entscheidungen treffen dürfen, sind motivierter. Das belegt die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung „Standort Mitbestimmung“.
In dem neuen Bungalow sind Chef und Mitarbeiter gleichberechtigt. Deswegen kann der Chef loslassen, das operative Geschäft abgeben, um seinen Blick ins Weite schärfen. Start-ups wie die Werbeagentur Dark Horse Innovation, die mit Audi und SAP zusammen-arbeitet, oder der vegane Kondom-Hersteller Einhorn machen es vor und verzichten auf den klassischen Chef. Denn der wird wochenweise gewechselt und ist zugleich auch Sekretär. Klärt Urlaubsfragen, Weiterbildungen und Krankmeldungen.
Dadurch lastet die Verantwortung in einer Krise nicht mehr auf einer Person, sondern auf der Struktur. Ach die Deutsche Bahn traut sich was und verteilt einige Führungspositionen auf zwei Personen. Das beweist, der Chef muss nicht immer involviert sein, damit ein Projekt erfolgreich wird. Um die Innovationskraft in Unternehmen auszuschöpfen, sollten Führungskräfte das Pharaonengrab verlassen.
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