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KommentarIn der Coronakrise braucht der Handel Vertrauen statt Verbote

Statt mit den Unternehmen nach Lösungen zu suchen, entscheidet die Regierung nach Gutsherrenart. Viel Potenzial bleibt ungenutzt, die Ergebnisse sind abstrus.Florian Kolf 04.03.2021 - 15:13 Uhr Artikel anhören

Schnapsläden und Blumengeschäfte werden nach den aktuellen Regeln dem täglichen Bedarf zugeordnet, Schuhgeschäfte nicht.

Foto: dpa

Groß war die Hoffnung in vielen Unternehmen, dass sich in den Bund-Länder-Gesprächen über die Corona-Maßnahmen endlich doch noch etwas bewegt. Umso größer ist jetzt die Wut und die Enttäuschung, dass der Lockdown de facto weiter verlängert wird und die Angebote des Handels, mit umfangreichen Hygieneregeln das Einkaufen sicher zu machen, in den Beschlüssen kaum Erwähnung fanden.

Der Politik fehlt offenbar jegliche Vorstellung davon, dass irgendjemand anderes als sie selbst verantwortungsvoll mit der Situation umgehen kann. Klaus Josef Lutz, der Chef des Agrarhändlers Baywa, hat es jüngst auf den Punkt gebracht: Er fühle sich von der Politik wie ein Kleinkind behandelt, schimpfte er.

Wer in diesen Tagen mit Unternehmern redet, erlebt viel Fassungslosigkeit. Fassungslosigkeit darüber, dass die Regierungen ausschließlich mit Verboten auf die Coronakrise reagieren und sich nur sehr begrenzt offen zeigen für konstruktive Vorschläge aus der Wirtschaft, wie man kreativ mit der Situation umgehen könnte.

Die staatlichen Entscheidungsträger haben sich eingerichtet in ihrer Blase fernab der wirtschaftlichen Praxis. Das führt zu immer abstruseren Ergebnissen.

So öffnet die Bundesregierung die Buchläden wieder, aber ein Kabel für das E-Book darf man im Laden nicht kaufen. Der Modefachhandel bleibt geschlossen, aber Aldi und Lidl dürfen T-Shirts verkaufen. Schnapsläden und Blumengeschäfte werden dem täglichen Bedarf zugeordnet, Schuhgeschäfte nicht.

Die Politik will die neuesten Corona-Regeln als Öffnungsstrategie verkaufen. Herausgekommen sind nur komplizierte und willkürliche Regelungen, die massiv in Eigentumsrechte und den Wettbewerb eingreifen.

Nun drohen Klagen statt Kooperation

Was es braucht, wäre mehr Vertrauen in die Unternehmen. Denn dort gibt es viel Kompetenz, die man bei der Bewältigung der Krise einbinden müsste, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.

Es ist doch beispielsweise geradezu sträflich, dass Behörden versuchen, selbst Masken, Desinfektionsmittel oder Coronatests einzukaufen, statt die Einkaufsabteilungen der Handelsunternehmen einzubinden, die so etwas jeden Tag machen und beste Kontakte zu den Lieferanten haben.

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Die Liste der ungenutzten Möglichkeiten ist lang: Callcenter-Anbieter hätten die Impftermine koordinieren können, Filialketten und Shoppingcenter längst eine Testinfrastruktur aufbauen können. Die jetzt angekündigten Testcenter, die die Drogeriekette dm zusammen mit der baden-württembergischen Landesregierung aufbauen will, sind immerhin ein erster Schritt.

Mit etwas mehr Vertrauen hätte die Politik die Unternehmen zu Verbündeten im Kampf gegen das Virus machen können. Nun sind viele Firmen dazu gezwungen, ihre Energie stattdessen in Gerichtsverfahren gegen die Verbote zu stecken, um ihre Existenz zu retten.

Mehr: Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern – das sind die fünf Stufen des Öffnungsplans

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