Kommentar In der Coronakrise sollte die Luftfahrt das Klima nicht vergessen

Viele Unternehmen der Reisebranche kämpfen in der Coronakrise ums Überleben.
Seit diesem Mittwoch müssen Fluggäste in Deutschland eine höhere Ticketsteuer berappen. Die meisten dürfte das reichlich wenig interessieren. Sie sitzen im Homeoffice, Fliegen ist in Zeiten des Coronavirus eh nicht angesagt. Dennoch mutet die Entscheidung der Politik, an der Steuererhöhung festzuhalten, seltsam an. Schließlich kämpfen viele Unternehmen der Reisebranche gerade um das Überleben.
Da verwundert es nicht, dass Branchenvertreter die neue Ticketsteuer als falsches Signal geißeln. Doch ist es das wirklich? Richtig ist, dass nationale Belastungen im globalen Luftverkehr fragwürdig sind. Sie tragen zur Wettbewerbsverzerrung bei. Mit einer solchen Last nach dem Ende der Krise neu durchzustarten ist nicht gut. Hier haben die Lobbyisten der Branche recht.
Andererseits braucht die Luftfahrt gerade wegen der Coronakrise Anreize, die Umweltbelastung zu reduzieren. Denn das Virus hat auch eine wesentliche Motivation für die Anschaffung neuer und sparsamer Jets genommen. Öl ist so günstig wie lange nicht und damit auch der Preis für Flugbenzin. Wirtschaftlich hat es derzeit wenig Sinn, in spritsparende neue Flugzeuge zu investieren.
Doch ein Pausieren bei der Flottenmodernisierung könnte fatale Folgen haben. Die Klimadebatte ist nur verschoben, sie ist nicht verschwunden. Geht die Luftfahrt ihren Weg in Sachen Umweltschutz nicht weiter, könnte nach Corona die nächste Krise drohen.
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Das wissen die verantwortlichen Manager offensichtlich nur zu gut. Mehr oder weniger unbemerkt von der Öffentlichkeit hat die UN-Luftfahrtorganisation ICAO kürzlich Regeln für das sogenannte Corsia-Abkommen verabschiedet. Darin verpflichtet sich die Luftfahrt, in Zukunft klimaneutral zu wachsen – durch die Kompensation zusätzlicher Emissionen. Gerade in Zeiten, in denen eine ganze Branche ums Überleben kämpfen muss, ist das ein wichtiges Zeichen, das Lob und Anerkennung verdient.
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