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KommentarIndiens Corona-Katastrophe ist ein Warnsignal an die Welt

Überlastete Krankenhäuser und Krematorien sind eine Tragödie mit Ansage. Die Welt bekommt vorgeführt, was passiert, wenn die Politik die Pandemie nicht mehr ernst nimmt.Mathias Peer 26.04.2021 - 14:27 Uhr Artikel anhören

Das Land registriert momentan täglich etwa 300.000 Neuinfektionen.

Foto: AP

Noch vor wenigen Wochen wiegte sich Indien in Sicherheit: Gerade einmal knapp 12.000 Neuinfektionen am Tag meldete das Land Anfang März – eine überschaubare Zahl im Verhältnis zu seinen fast 1,4 Milliarden Einwohnern.

Das viel kleinere Deutschland hatte zu der Zeit ähnlich viele Fälle. Für Premierminister Narendra Modi waren die stark gesunkenen Ansteckungszahlen Grund genug, sein Land als Musterbeispiel im Kampf gegen die Pandemie zu präsentieren.

Doch nicht einmal zwei Monate später ist aus der indischen Erfolgsgeschichte eine Horrorstory geworden: Mit rasanter Geschwindigkeit – offenbar befeuert von der neuen Virusvariante B.1.617 – überrollt eine zweite Welle den Subkontinent.

Seit vergangener Woche verzeichnet das Land offiziell täglich mehr als 300.000 Ansteckungen und Tausende Tote – die Dunkelziffer dürfte dabei noch deutlich höher liegen. Die Krankenhäuser sind überlastet, vor den Krematorien bilden sich lange Warteschlangen von Menschen, die ihre Angehörigen bestatten wollen.

Die Bilder des Desasters werden für den Rest der Welt zu einem neuen Mahnmal – wie 2020 die Leichenwagenkolonnen von Bergamo. Der Fall Indiens belegt eindrücklich, wie schnell die Pandemie ein ganzes Gesundheitssystem lahmlegen kann, wenn Leichtfertigkeit und der mangelnde Wille zu unpopulären Gegenmaßnahmen das politische Handeln prägen.

Indiens fataler Leichtsinn

Premier Modi droht nun in die Geschichte einzugehen als ein Regierungschef, der sein Land während der Pandemie gleich zweimal im Stich gelassen hat: Vor einem Jahr setzte er ohne Rücksicht auf Verluste einen harten, zweimonatigen Lockdown durch und ignorierte die wirtschaftliche Misere, die dabei für Hunderte Millionen Tagelöhner und Wanderarbeiter entstand. In diesem Jahr wollte er dann mit den Lockdowns nichts mehr zu tun haben und erklärte sie zur Sache der Bundesstaaten.

Statt seine pandemiemüden Landsleute zur Vorsicht zu ermahnen, warb Modi für die Teilnahme an dem Pilgerfest Kumbh Mela, das sich später als Superspreader-Event herausstellte und hielt mit seiner Partei BJP auch dann noch Großkundgebungen für Regionalwahlen ab, als die Infektionszahlen längst wieder stiegen.

Die deutsche Bundesregierung hat medizinische Hilfe für Indien angekündigt. Das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt hat seit Wochen mit stark steigenden Infektionszahlen zu kämpfen.

Modi machte dabei einen Fehler, der auch in Deutschland nicht unbekannt ist: Er glaubt offenbar, dass sich die Pandemie auch ohne konsequente Kontaktvermeidung irgendwie von selbst beendet.

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Solange in Indien nur ein Bruchteil der Bevölkerung geimpft ist, kann das nur schiefgehen. Das exponentielle Wachstum von Infektionszahlen ist für die Gesundheitssysteme weltweit weiterhin eine Bedrohung.

Und der fatale Leichtsinn in Indien könnte diese nun womöglich noch weiter vergrößern. Die indische Virusmutation ist bereits auf dem Weg rund um den Globus.

Mehr: Wie die Welt Indien in der Corona-Pandemie zu Hilfe eilt – und sich gleichzeitig abschottet

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