Kommentar Inflation: Die Notenbanken können eigentlich nur alles falsch machen

Der Fed-Chefversichert betont beständig, die Inflation gehe vorüber und alles sei gut, solange Inflationserwartungen und Löhne stabil bleiben.
Stellen Sie sich vor, große Teile der weltweiten Volkswirtschaften werden immer wieder für Wochen oder sogar Monate lahmgelegt. Betriebe kämpfen ums Überleben, etablierte Lieferketten brechen zusammen, Produktionen werden mehrfach herunter – und wieder heraufgefahren.
Und das alles vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen zwischen dem wichtigsten Produktionsland der Welt, China, und den USA als globale Nachfragemacht. Ist es überraschend, dass in dieser Situation, die Preise verrücktspielen?
Wir haben mit Corona genau diese Ausnahmesituation erlebt, und sie ist noch nicht vorbei. Die Preise spielen verrückt. Dabei schlagen sie eher nach oben als nach unten aus. Das bereitet Sorgen. Es ist Grund für Wachsamkeit und kluge Kommunikation der Notenbanken. Aber nicht für Aktionismus.
Hätten wir Währungen wie Gold oder Bitcoins, die vom Angebot her sehr starr sind, dann würden wahrscheinlich einige Preise deutlich steigen, andere deutlich fallen, und im Endeffekt gäbe es recht wenig Inflation.
Aber genau das, fallende Preise in einzelnen Bereichen oder Branchen, würde die Wirtschaft noch weitaus dauerhafter schädigen, als Corona das ohnehin schon tut. Denn fallende Preise haben oft die Nebenwirkung, Unternehmen und Arbeitsplätze zu zerstören.
Deswegen haben Regierungen und Notenbanken zu Recht dafür gesorgt, dass die unvermeidlichen Verschiebungen im Preisgefüge vor allem zu Ausschlägen nach oben führen statt nach unten. Das stellt die Notenbanken, allen voran die Fed in den USA, vor die unangenehme Aufgabe zu verhindern, dass aus diesem preislichen Wirrwarr eine mehr als vorübergehende Inflation wird.
Dabei können sie eigentlich alles nur falsch machen: Steuern sie zu früh gegen, würgen sie den Aufschwung ab. Reagieren sie spät und warten, bis die Inflationserwartungen sich anheizen oder die Löhne deutlich anziehen, dann müssen sie umso heftiger gegensteuern – und würgen den Aufschwung erst recht ab.
Fed-Chef Jerome Powell steuert hier einen riskanten Kurs. Er versichert beständig, die Inflation gehe vorüber und alles sei gut, solange Inflationserwartungen und Löhne stabil bleiben.
Aber was, wenn sich genau in diesen Punkten etwas ändert? Dann ist er zum Handeln gezwungen, vielleicht stärker, als er möchte.
Auf der anderen Seite: Sollte er betonen, dass die Inflation ihm Sorgen bereitet? Damit würde er die Erwartungen höherer Preise noch anheizen. Um es kurz zu sagen: Seine Kritiker hätten wahrscheinlich auch keine bessere Idee.
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