Kommentar Investoren blenden das Risiko der Italien-Bonds aus

Die Verschuldung des Landes steigt weiter, doch Investoren schert das nicht.
Erst knapp zwei Jahre ist es her, dass sich Investoren große Sorgen um Italien machten. Die damalige Regierung wollte das Land mit noch mehr Schulden belasten und schon hieß es, dass Italien das Zeug dazu habe, eine Euro-Krise 2.0 auszulösen. Das zeigte sich auch an den Renditen italienischer Staatsanleihen. Die Rendite zehnjähriger Bonds lag bei 3,6 Prozent, die Risikoprämie – also der Renditeaufschlag zu deutschen Bundesanleihen – bei 3,2 Prozentpunkten.
Und heute? Zum Wochenausklang markierte die Rendite der zehnjährigen italienischen Bonds mit unter 0,8 Prozent ebenso ein neues historisches Tief wie die der 30-jährigen mit weniger als 1,7 Prozent. Im Vergleich zu den tief im Minus rentierenden Bundesanleihen klingt das nach viel, aber: Auch die Risikoprämien sind deutlich auf nur noch 1,3 Prozentpunkte für zehn- und 1,8 Prozentpunkte für 30-jährige italienische Staatspapiere gefallen.
Gerechtfertigt ist das nicht. Die Corona-Pandemie trifft Italien und seine Wirtschaft besonders hart. Im ersten Halbjahr schrumpfte Italiens Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Rekordtempo um 13 Prozent. Das schlägt auf die Staatsfinanzen durch. Die Neuverschuldung schnellte im ersten Halbjahr auf zehn Prozent des BIP hoch, und Italiens Schuldenberg dürfte laut EU-Kommission in diesem Jahr auf 158,9 Prozent des BIP wachsen.
Sicher auf der positive Seite steht, dass der 750 Milliarden Euro schwere europäische Corona-Rettungsfonds vor allem den besonders von der Pandemie betroffenen Ländern wie eben Italien zugutekommen soll. Und natürlich stützen die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) auch italienische Bonds.
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Investoren blenden Risiken aus
Dennoch: Die große Nachfrage nach Italiens Anleihen, die sich in den steigenden Kursen und im Gegenzug in sinkenden Renditen widerspiegelt, verrät, dass Investoren die Risiken der Papiere ausblenden. Italien kommt mit der hohen Verschuldung schließlich nur deshalb klar, weil die Regierung so niedrige Zinsen für die Kreditaufnahme über Anleihen zahlt.
Für Papiere mit einer Laufzeit von unter vier Jahren liegen die Renditen sogar im negativen Bereich, das heißt: Investoren zahlen Rom quasi eine Gebühr für die Anlage. Doch ein sicheres Investment sind Italiens Anleihen nicht. Wie schnell die Stimmung zuungunsten Italiens drehen kann, haben die vergangenen Jahre mehr als einmal gezeigt.
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