Kommentar: JP Morgans Neubau ist ein Realitätscheck für die Bundesbank-Sanierung


Den Mitarbeitern von JP Morgan wird es in ihrer neuen Firmenzentrale an nichts fehlen: Restaurants, Wellness- und Fitnesscenter, Meditationsräume – sowie lichtdurchflutete Arbeitsplätze für 10.000 Mitarbeiter sind nur einige der Vorzüge, die Amerikas größte Bank ihren Angestellten bietet. Der 423 Meter hohe Wolkenkratzer, entworfen vom Stararchitekten Norman Foster, ist jedoch nicht nur Machtdemonstration von JP Morgan.
Das Gebäude eignet sich auch als Realitätscheck in Deutschland: Mit Baukosten von rund drei Milliarden Dollar mag der Turm eines der teuersten jemals gebauten Hochhäuser in New York sein – er wäre damit immer noch günstiger gewesen, als die Baukosten, die zeitweise für die Sanierung der Bundesbank im Raum standen.
Der Prachtbau der weltgrößten Bank entlarvt damit die absurden Züge, die das Planungschaos bei der Bundesbank angenommen hatte - auch wenn die Bundesbank inzwischen Abstand von diesen Plänen genommen hat.
Zur Erinnerung: Der Finanznewsletter „Platow-Brief“ berichtete im August erstmals über Gutachten des Bundesrechnungshofs, die die Kosten für den neuen Bundesbank-Campus zwischen 3,59 Milliarden und 4,6 Milliarden Euro bezifferten. Der Entwurf sah neben der Sanierung des Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre gebauten Hauptgebäudes mehrere Neubauten vor. Ein überarbeiteter Entwurf mit weniger Neubauten auf dem Gelände im Norden Frankfurts sollte mit knapp 3,3 Milliarden Euro zu Buche schlagen.

Diese Pläne sind glücklicherweise vom Tisch. Wie viel die Sanierung der Bundesbank am Ende kosten wird, vermag noch niemand zu sagen. Man sei jedoch weit weg von den Multimilliarden-Beträgen früherer Planungen, betont ein Sprecher.
In dem Zusammenhang lohnt ein Blick auf die Baukosten pro Arbeitsplatz: Bei JP Morgan belaufen sich diese auf 300.000 Dollar pro Schreibtisch. Ob die Bundesbank auf diesen Schnitt kommt, ist mehr als ungewiss. Laut Bundesrechnungshof standen zeitweise bis zu eine Million Euro im Raum.


Klar ist: Die US-Banker dürften die Baukosten schnell wieder reinholen. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete JP Morgan 58,5 Milliarden Dollar Gewinn. Bundesbank-Chef Joachim Nagel musste infolge der Zinswende einen Verlust verbuchen und erteilte Ausschüttungen an den Bundeshaushalt auf Jahre hin eine Absage. In Zeiten knapper Kassen ist die Bundesbank daher gut beraten, die Pläne für ihre Zentrale radikal einzudampfen.
Anmerkung: Der Text wurde angepasst, um zu verdeutlichen, dass die Bundesbank inzwischen von den multimilliardenschweren Neubauplänen Abstand genommen hat.
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