Kommentar Kaum Frauen an der Spitze: Die einzelnen Sparkassen müssen mehr tun

Der Frauenanteil in Sparkassenvorständen ist nach wie vor gering. Es hat sich in den vergangenen Jahren wenig getan.
Frankfurt Seit Jahren schon wird sich darüber beklagt, dass wenig Frauen in den Führungsgremien deutscher Unternehmen sitzen. Das trifft auch für die Finanzbranche zu. Teil dieses Problems sind die deutschen Sparkassen, die Marktführer im heimischen Bankensektor.
Der Frauenanteil in den Vorständen der knapp 380 Sparkassen beträgt lediglich knapp sechs Prozent, im Jahr 2000 waren es gut drei Prozent. Dabei sind zwei Drittel der Beschäftigten Frauen – deutlich mehr als im Schnitt der Finanzbranche. Dass bei den Sparkassen so wenig Frauen ganz oben stehen, ist daher erschreckend.
Noch schlimmer: Alle wissen, dass die Sparkassen hier schlecht aussehen. Der Lobbyverband der Sparkassen, der DSGV, „wünschte“ sich schon vor einigen Jahren mehr Frauen in Führungspositionen. Doch mit Wünschen ist es nicht getan.
Es gibt eine Reihe von Gründen dafür, dass bisher so wenig Frauen ganz oben stehen. Sowohl der DSGV als auch die regionalen Sparkassenverbände könnten mehr dazu beitragen, wenn es um die Förderung talentierter Frauen geht. Sie haben viel zu spät damit begonnen.
Viele Sparkassen suchen bei der Neubesetzung von Vorstandsposten mittlerweile auch explizit nach Frauen – und stoßen auf wenige Bewerberinnen. Dafür zu sorgen, dass mehr Frauen die Anforderungen für Vorstände erfüllen und Frauen wie Männer die gleichen Berufs- und Karrierewege gehen können, ist Sache jeder einzelnen Sparkasse vor Ort.
Es wird kaum der Fall sein, dass Frauen von anderen Banken in großem Stil zu Sparkassen wechseln. Und schließlich hat ein großer Teil der Sparkassenvorstände eine reine Sparkassenkarriere hinter sich. Die Geldhäuser sind also grundsätzlich in der Lage, ihren eigenen Nachwuchs gut zu fördern.
Nur gelingt es viel zu wenigen, auch Frauen in Führungspositionen zu bringen. Hier umzusteuern ist eine Aufgabe, der einzelne Sparkassen sich stellen müssen – und, ja, es ist eine Aufgabe der Männer, die derzeit die Vorstandsgremien dominieren. Andernfalls bleiben alle Besserungsabsichten eben auch nur Absichten.
Das Argument greift ebenso bei den rund 800 Volks- und Raiffeisenbanken, den schärfsten Wettbewerbern der Sparkassen. Dort sieht es keineswegs besser aus. Knapp 60 Prozent der Beschäftigten sind weiblich, Frauen besetzen aber nur rund vier Prozent der Vorstandsposten. Ihr Lobbyverband BVR fand den Minianteil auch bereits vor Jahren „nicht befriedigend“. Getan hat sich auch hier kaum etwas.
Man kann für Sparkassen und Volksbanken nur hoffen, dass bald mehr Frauen Spitzenpositionen in den Kreditinstituten besetzen. Sonst kann man kaum mehr glauben, dass die Geldhäuser ernsthaft etwas ändern wollen.
Mehr: Frauenquote für Vorstände trifft knapp 30 große Unternehmen.
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