Kommentar: Kompetenzwirrwarr und Furcht vor Verantwortung: Schweden hat in der Pandemie-Bekämpfung versagt

Der Staatsepidemiologe ist gegen das Tragen von Masken im öffentlichen Raum.
Die Corona-Kommission hat der schwedischen Regierung in einem ersten Teilbericht ein vernichtendes Urteil über ihre Corona-Strategie zum Schutz von Älteren und Kranken ausgestellt. Auf mehr als 300 Seiten zählt die unabhängige Kommission eklatante Mängel beim Schutz der Pflegebedürftigen auf. Das Personal sei schlecht ausgebildet, die Ausrüstung teilweise mangelhaft und vor allem: Die Kompetenzverteilung zwischen Heimen, Kommunen, Regionen, Behörden und der Regierung sei völlig unklar. Ein kritisches Urteil war erwartet worden, doch dass es so hart ausfiel, überraschte.
Es klingt fast zynisch, wenn die verantwortliche Sozial- und Gesundheitsministerin Lena Hallengren am Tag der Veröffentlichung des Berichts erneut erklärt, Schweden setze sich für „das weltbeste Alten- und Pflegesystem“ ein. Mehr als 7660 Tote in Zusammenhang mit Covid-19 – davon fast die Hälfte in den Pflegeeinrichtungen – zeigen, dass dies nicht der Fall ist. Wenigstens versprach die Ministerin Reformen und gab zu, dass man „jahrzehntelang zu wenig getan“ habe.
Die Gründe für das Versagen liegen auf der Hand: unklare Kompetenzen und die Furcht vor Verantwortung. Die sozialdemokratische Minderheitsregierung hat sich seit Beginn der Pandemie hinter der Gesundheitsbehörde mit ihrem Chefepidemiologen Anders Tegnell versteckt.





