Kommentar Konzerne sollten die Dividende nicht vorschnell streichen

Der Konzern setzt die Dividende aus.
In der Krise sollten Unternehmen, Mitarbeiter und Aktionäre zusammenrücken. Die abrupten Dividendenstreichungen der Lufthansa und des Triebwerkherstellers MTU mögen betriebswirtschaftlich gerechtfertigt und geboten sein. Ebenso dass jetzt weitere, besonders von den Folgen des wirtschaftlichen Stillstands betroffene Firmen darüber nachdenken.
Jetzt Kapital auszuschütten, statt es im Unternehmen zu belassen, um dringend benötigte Liquidität zu sichern, ist sinnvoll. Andererseits vertrauen die Anteilseigner der Unternehmen – und das sind die Aktionäre! – auf verlässliche Dividenden, weil sich nur so langfristig Kapital mehren lässt. Unabhängig von den Kursschwankungen, die im Übrigen geringer ausfallen, je verlässlicher die Dividenden sind.
Dabei geht es nicht um abstrakte Groß- und Hedgefonds-Spekulanten, die möglichst rasch viel Geld vermehren wollen, sondern vor allem um (Klein-)Sparer und Rentner mit Durchschnittsgehältern.
Kein Wunder, dass vor allem milliardenschwere Pensions- und Investmentfonds in Großbritannien und in den USA großen Wert auf stabile Ausschüttungen legen, um so besser mit den Geldern ihrer Kunden planen zu können. Und das sind oft Pensionäre.
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Entsprechend finden sich an der Wall Street die meisten Unternehmen mit großer Dividendentradition. Hier erhöhte der Pampers-Hersteller Procter & Gamble seit 60 Jahren ununterbrochen die Dividende, der Tabakkonzern Philip Morris seit über 80 Jahren.
Oder Eli Lilly: Das 1876 in Indianapolis von dem Offizier Eli Lilly gegründete Unternehmen zählt mit 34.000 Mitarbeitern zu den großen Pharmakonzernen der Welt. Ob Erster und Zweiter Weltkrieg, ob im Börsenbeben 1907, als die Wall Street in ihrer größten Krise der langen Geschichte steckte, oder im Crash 1929: Seit 1885 hat Eli Lilly immer Dividenden ausbezahlt.
An so viel Tradition kommen deutsche Unternehmen nicht heran. Doch einige versuchen es zumindest. Munich Re hat seit 1969 ihre Dividende nicht einmal ausfallen lassen. Fresenius wird in diesem Jahr wohl zum 27. Mal in Folge seine Dividende erhöhen.
Das gelingt, indem diese Jahr für Jahr maßvoll steigt und der Gesundheitsspezialist deutlich weniger als die international üblichen 40 bis 50 Prozent des Nettogewinns weiterreicht.
Wer sich in der Vergangenheit dem Druck verweigerte, prozentual immer mehr vom Gewinn auszuschütten, hat jetzt die Chance, seine Dividendentradition auch in der Krise fortzusetzen. Dazu zählen Dax-Konzerne wie Adidas, Beiersdorf und Henkel.
Auf Dauer werden es die Anleger ihren Unternehmen danken und die Aktien auch dann noch halten, wenn sie in schweren Krisen mal kräftig abstürzen.
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